4. Die Raute
, [
985-986] plur. die -n, Diminut. das
Räutchen, ein Wort, welches ehedem, 1) überhaupt, eine jede viereckige Figur
oder Fläche bedeutet hat; von welcher Bedeutung aber im Deutschen nur noch
einige Überreste vorhanden sind. In den gemeinen Sprecharten, besonders
Nieder-Deutschlandes, werden die Fensterscheiben noch Rauten genannt. Da
indessen die ältesten Fensterscheiben gemeiniglich eine runde Gestalt haben, so
scheinet es hier vielmehr zu dem vorige Raute, ein Kranz, und in weiterer
Bedeutung eine runde Fläche, zu gehören. In der Deutschen Karte führen die auf
der Spitze stehenden Quadrate, ohne eben Rauten in der folgenden Bedeutung zu
seyn, den Nahmen der Raute; Franz. Carreau, eigentlich Quarreau. Daher der
Rautenkönig, der Rautenober, das Rautendaus u. s. f. Auch die viereckigen
Felder eines Bretspieles heißen noch im gemeinen Leben Rauten, daher
rautenweise zuweilen auch noch für geschachtet, d. i. in solche Felder
getheilt, gebraucht wird. Im Schwed. ist Ret und Ruta, im Isländ. Reitr, und im
Finnländ. Ruutu, ein jedes Quadrat oder Viereck. 2) In engerer und gewöhnlicher
Bedeutung ist die Raute ein gleichseitiges Viereck, welches lauter schiefe
Winkel hat; ein geschobenes Viereck, die Rautenvierung, Lat. Rhombus. Eine
längliche Raute, Rhomboides, ist eine solche Vierung, an welcher nur die gegen
über stehenden Seiten einander gleich sind. Anm. Raute scheinet ursprünglich,
eins jede ebene Fläche, Scheibe, oder so etwas bedeutet zu haben, und mit dem
Meißnischen Raite oder Reite in Hofraite, der Hofplatz bey einem Landgute,
Eines Geschlechtes zu seyn, da es denn zu Ruthe, reiten, dem Angels. rietan,
reichen, und allen Wörtern dieser Art, welche eine Ausdehnung bedeuten, gehören
würde. Breit, Bret u. a. m. haben sich nur durch die Vorlaute unterschieden, so
wie das Griech. und Lat. Rhombus nur in dem Endlaute unterschieden zu seyn
scheinet. [
987-988]