1. Die Ratze
, [
959-960] plur. die -n, das vorige Wort,
welches im Hochdeutschen nur im weiblichen Geschlechte üblich ist, 2) eine
große Art Mäuse zu bezeichnen, welche einen sehr langen Schwanz und auf den
innern Zehen oder Daumen der Vorderfüße einen kleinen Nagel haben, welcher den
Mäusen fehlet, Mus Ratus L. Nach- dem sie sich in den Häusern, oder im Wasser,
oder auf dem Felde aufhalten, werden sie Hausratzen, Wasserratzen und
Feldratzen genannt. Die Beutelratze, die graue Norwegische Ratze, die
Waldratze, die Buschratze, und andere mehr sind Arten davon. In weiterer
Bedeutung pflegen einige auch wohl die Mäuse mit unter dem Nahmen der Ratzen zu
begreifen. 2) Bey einigen Hochdeutschen Schriftstellern werden auch die in dem
vorigen Artikel angeführten Nagethiere Ratzen genannt. Dahin gehöret z. B. eine
Art Wiesel, welche in Ägypten angetroffen und die Ägyptische Ratze, ingleichen
die Pharaons-Ratze, die Pharaons-Maus, das Spurwiefelchen genannt, und für den
Ichnevmon der Alten gehalten wird; Ichnevmon Mus Pharaonis L. Anm. Im
Oberdeutschen auch in der Bedeutung der größern Art Mäuse im männlichen
Geschlechte, der Ratz, in den gemeinen Sprecharten der Hochdeutschen die Ratte,
im Niederdeutschen und Dänischen die Rotte, im Angels. Raet, im Holländ. Ratte,
im Schwed. Ratta, im Ital. Ratto, im Franz. und Engl. Rat, im Span. Raton, im
Bretagnischen Ras, im mittlern Lat. Ratus, Raturus. Da alle Thiere, welche man
Ratze und Ratzen zu nennen pflegt, wegen ihrer nagenden Eigenschaft bekannt
sind, daher auch einige Schriftsteller der Naturreiches alle Nagethiere unter
dem allgemeinen Nahmen der Ratzen begreifen so ist sehr wahrscheinlich, daß sie
davon auch ihren Nahmen haben, der alsdann mit dem Lat. rodere und radere, mit
dem Deutschen ratten, rotten, Nieders. raden, mit Grütze, kratzen, schroten, u.
s. f. Eines Geschlechtes seyn würde. Rathsaa bedeutet im Hebräischen
durchbohren, und im Arabischen zermahlen, und in der ersten Sprache ist Rezinta
ein Kornwurm. So fern auch der Iltiß Ratz heißt, so kann damit auch zunächst
auf seine reißende Eigenschaft gesehen werden, welche ihn dem Federviehe so
furchtbar macht. [
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