Quitt
, [
899-900] adv. frey, los, ledig, so wohl
im physischen als moralischen Verstande. Es kommt in der anständigen Schreib-
und Sprechart wenig mehr vor, wohl aber noch zuweilen in den gemeinen
Sprecharten, wo es mit der zweyten Endung verbunden wird. Das Eides quitt seyn,
1 Mos. 24, 8, 41, zu der eidlich angelobten Sache nicht mehr verbunden seyn.
Jemanden quitt und los zählen. Gryph.
Viel Weiber (sind) ihrer Ehr und Männer quitt gemacht, Opitz.
d. i. beraubt worden. Aller Sorgen, aller Plage quitt seyn,
davon befreyet seyn. Kurz von der Sache zu kommen, meiner Freundschaft sind sie
quitt, Less. verlustig. Anm. Im Nieders. gleichfalls quitt, quiet, im Holländ.
quyt, im Engl. quit, im Franz. quitte, im Schwed. qvitt, im Isländ. qwittur. Im
Bretagnischen ist quytaat verlassen, und quytet frey machen. Frisch, Ihre und
die meisten Wortforscher leiten es von dem Lat. quietus, ruhig, her; allein wie
gezwungen und wenig treffend diese Ableitung ist, fällt einem jeden in die
Augen, zu geschweigen, daß es sehr unwahrscheinlich ist, daß ein so weit
ausgebreitetes Wort, welches allem Ansehen nach sehr alt ist, aus dem
Lateinischen entlehnt seyn sollte. Wachter fiel auf das Lat. viduus. Er hätte
Recht gehabt, wenn er sich bestimmter ausgedruckt und gesagt hätte, daß unser
quitt und das Lat. viduus Seitenverwandte, Abkömmlinge von einem
gemeinschaftlichen Stamme sind. Wit war ein altes Stammwort, welches
abgesondert, los, frey bedeutete, Lat. viduus und iduus und wovon so wohl unser
Witwe, als vermuthlich auch das Niedersächsische weden, gäten, ausgäten,
ingleichen weit, als auch mit vorgesetztem Gaumenlaute unser quitt, eigentlich
kwitt, abstammen. Im Wallisischen heißt ein Witwer gleichfalls mit vorgesetztem
g Gweddw.
S. auch Quittiren und Quittung.