Der Pumpernickel
, [
863-864] des -s, plur. inus. eine
Benennung des großen Brotes der Westphälinger, welches aus zwey Mahl
geschrotenem und nicht gesiebtem Rocken, der also seine Kleye bey sich behält,
bereitet wird. Indessen ist diese Benennung in Westphalen selbst nicht üblich,
wo man dieses Brot grobes Brot zu nennen pflegt, sondern sie ist nur bey den
Nachbarn und Ausländern im Gange. Um dieses Umstandes willen kann es seyn, daß
diese Benennung einen scherzhaften Ursprung hat, und die gemeinste Meinung ist,
daß sie von einem durchreisenden Franzosen herrühre, welcher in Westphalen Brot
gefordert, bey dessen Erblickung aber gesagt habe, daß es bon pour Nickel sey,
da denn einige hinzu setzen, daß sein Bedienter Nickel geheißen habe, andere
aber unter dem Worte Nickel ein kleines Pferd verstehen, (
S. dieses Wort.) Doch die ganze Ableitung siehet einem
Mährchen sehr ähnlich, ob sie gleich manchen wichtig genug geschienen, um
ihretwillen die ganze Schreibart des Wortes, der gewöhnlichsten Aussprache
zuwider, zu ändern und Bompernickel zu schreiben. Brauchte man ja eine
possierliche auf Muthmaßung gegründete Ableitung, so könnte man auf das in den
niedrigen Sprecharten übliche pumpen, pedere, Pumper und Pumps, Peditum,
Crepitus ventris, rathen, weil dieses grobe Brot, wegen der noch bey sich haben
den Kleye einem ungewohnten Magen leicht Blähungen verursachen kann. Nickel ist
in den gemeinen Sprecharten oft eine verächtliche Benennung eines jeden Dinges.
In dem Dieskanischen Mark stecken Nercha bey Grimma wird ein starkes Bier
gebrauet, welches gleichfalls Pumpernickel heißt. In Baiern sagt man auf dem
Lande: wo es gebräuchlich ist, da legt man wohl eine Kuh in das Bett, und singt
den Pumpernickel dazu, d. i. ländlich, sittlich; wo es aber aus Pumpermette
verderbt zu seyn scheinet.