Prangen
, [
825-826] verb. reg. neutr. welches das
Hülfswort haben erfordert, und in einer doppelten Hauptbedeutung gebraucht
wird. 1. * Sprechen, reden, Worte machen; eine im Hochdeutschen veraltete
Bedeutung, in welcher prangan noch bey dem Kero für bitten vorkommt. Es ist
hier mit fragen, sprechen, dem Schwed. wräka, erzählen, dem Lat. rogare,
bitten, Praeco u. s. f. genau verwandt, von welchen es sich theils nur in dem
zufälligen vorgesetzten Blaselaute, theils auch durch den eben so zufälligen
Nasenlaut, dem freundschaftlichen Begleiter der Gaumenlaute, unterscheidet.
Vermittelst eben dieses n ist es unmittelbar aus dem veralteten brechen,
progen, pragen, dem Stammworte von Pracht und prahlen, gebildet, daher es auch
in den Hauptbedeutungen mit demselben überein kommt. Ein Überbleibsel dieser
Bedeutung scheinet noch der im gemeinen Leben vieler Gegenden übliche Gebrauch
dieses Wortes zu seyn, wo prangen, aus höflicher Schüchternheit viel Worte und
Umstände machen, bedeutet. Prangen wie eine Braut, welches hier nicht die
folgende Bedeutung des äußern festlichen Putzes, sondern der feyerlichen
Gepränges in Worten und Geberden hat, Franz. faire des facons. Bey Tische und
im Bette muß man nicht prangen, nicht viele Umstände machen. 2. Figürlich,
glänzen, und in weiterer Bedeutung, durch vorzügliche äußere Reitze, festlichen
Putz, kostbare Zierathen, u. s. f. die Augen anderer auf sich ziehen; welche
Figur es mit brechen in anbrechen, Pracht und prahlen gemein hat. 1)
Eigentlich. Meinest du, du wollest König seyn, weil du mit Cedern prangest?
Jer. 22, 15. Im ewigen Kranze prangen, Weish. 4, 2. Du weißt, daß ich nicht
achte den herrlichen Schmuck, wenn ich prangen muß, St. Esth. 3, 11. In
prächtigen Kleidern einher prangen.
So schön kann nie Die Flur im Lenze prangen, Weiße.
Ingleichen durch vorzügliche, glänzende Eigenschaften die
Augen anderer auf sich ziehen. Wie viele Tugendhelden prangen nicht in der
Geschichte! Im weitesten Verstande bedeutet es zuweilen überhaupt die Augen
anderer auf sich ziehen, es sey wodurch es wolle. So sagt man, der Übelthäter
prange am Halseisen, wenn er hier andern zur Schau ausgesetzet ist. 2) In
engerer und figürlichen Bedeutung. (a) Durch glänzende äußere Umstände die
Augen anderer auf sich zu ziehen suchen, und in engerer Bedeutung, durch
glänzende äußere Umstände von seinen Vorzügen zu überzeugen suchen; wo es auch
eine nachtheilige Bedeutung bekommen kann, wenn diese Absicht ungeordnet und
übertrieben ist, ob es gleich den verächtlichen Nebenbegriff des Wortes prahlen
nie bey sich hat. Sie prangen von eurem Almosen, 2 Pet. 2, 13. Prange nicht vor
dem Könige, Sprichw. 25, 6. Wer sehr pranget, der verdirbt darüber, Sir. 20,
11. Mit seinem Reichthume, mit seinem Stande, mit schönen Kleidern prangen. (b)
Andere durch Worte von seinen Vorzügen zu überzeugen suchen, um sich dadurch
bey ihnen Ansehen zu erwerben, sich seiner Vorzüge rühmen; wo es gleichfalls in
einem weit gelindern Verstande gebraucht wird, als prahlen. Ach Herr siehe an
mein Elend, denn mein Feind pranget sehr, Klagel. 1, 9, rühmet sich seiner
Übermacht. Mit seinen Verdiensten, mit seiner Gelehrsamkeit prangen, sie
gleichsam zur Schau auslegen. So auch das Prangen.
S. auch das Gepränge. Anm. Im Engl. to prank, im
Nieders. prunken, wovon auch im Hochdeutschen das Wort Prunk üblich ist, im
Holländ. pronken. Ohne Nasenlaut gehören auch das Engl. to brag und das Franz.
braguer hierher. (
S. auch Pracht und Prahlen.) In den neuern Zeiten haben
viele angefangen, solche Dinge, welche man gemeiniglich mit dem Franz. Parade
zu benennen pflegt, mit Prang - auszudrücken; das Prangbett, oder vielmehr
Prangebett, Prangepferd, Prangezimmer u. s. f. Allein sie haben noch wenig
Nachahmer gefunden, so wenig als die, welche dazu Prunk in Vorschlag gebracht
haben. Prangen ist wegen der Zweydeutigkeit der letzten Bedeutungen dazu am
unbequemsten. Pracht wäre dazu noch am schicklichsten.
S. auch Staat. [
827-828]