Pochen
, [
795-796] verb. reg. neutr. welches das
Hülfswort haben erfordert, und eigentlich in doppelter Gestalt gebraucht wird.
1. Denjenigen dunkeln oder dumpfigen Schall von sich geben oder hören lassen,
welchen dieses Zeitwort eigenthümlich ausdruckt. Es pocht. Ich höre es pochen.
Bey den Krainer. Wenden pokam. 2. Diesen dumpfigen Schall hervor bringen,
besonders von denjenigen Arten des Schlagens, mit welchen dieser Schall
verbunden ist. 1) Eigentlich, wo es von verschiedenen Arten des Schlagens,
Klopfens oder Stoßens gebraucht wird, welche diesen Schall verursachen. An die
Thür pochen, stark anklopfen. (
S. Anpochen.) Es wird gepocht, d. i. an die Thür. Wer
pocht? wer klopft an? Auf den Universitäten pochen die Studenten, wenn sie mit
den Absätzen oder Stöcken auf die Erde stoßen, (
S. Auspochen.) In den Bergwerken wird das Erz gepocht,
wenn es in den Pochwerken klein gestoßen wird, welches in andern Anstalten
dieser Art stampfen heißt. Das Herz pocht, wenn es heftig klopft. Das Herz, das
in dieser Brust oft so empörend pocht. Die Angst und Beschämung pochte in
meinem Blute.
Es pocht mein Herz nicht mehr von feurigen Entzücken, Cron.
In andern Fällen sind klopfen, stoßen, stampfen, schlagen u.
s. f. üblicher. 2) Figürlich. a) * Ungestüm und mit großem Lärmen zanken; eine
veraltete Bedeutung, wofür jetzt das ähnliche poltern gebraucht wird. Betrug,
Untreu, Pochen, Meineid, Weish. 14, 25. Ehe du mit deinem Nächsten pochest,
Sir. 19, 17. Der Narr trotzt und pocht, bis er wohl gebläuet wird, Kap. 31, 38.
Ein Bischof soll nicht pochen, Tim. 3, 3. Bey den Schwäbischen Dichtern ist
bochen eisern. b) * Jemanden pochen, als ein Activum, und mit der vierten
Endung, ihm mit Ungestüm allerley Drangsale zufügen, ist im Hochdeutschen
gleichfalls veraltet. Alle Heiden fingen an, das Volk zu pochen und zu plagen,
1 Macc. 12, 53. Die Unterthanen pochen, Esth. 6, 3. Wenn mich mein Hasser
pochte, Ps. 55, 13. c) Einem pochen, mit der dritten Endung, ihm trotzig und
mit Ungestüm drohen. Die uns mit großem Pochen alle Schande anlegen, 2 Macc. 1,
28. Im Nieders. puchen, im Schwed. pocka. d) Auf etwas pochen, ein
übertriebenes Vertrauen auf eine Person oder Sache mit Ungestüm an den Tag
legen. Auf sein Glück, auf seinen Reichthum, auf seine Freunde pochen. Daher
das Pochen. Anm. In der eigentlichen Bedeutung des Schlagens, Stoßens, im
Nieders. pucken und boken, im Holländ. beuken, im Schwed. boka, im Franz.
buquer, im Ital. picchiare, bussare, im Pohln. pukan. Im Böhmischen ist Pich
ein Stämpel, und Bauch ein Schlag. Es ist Paucke, bakern, Baculus, Bock,
pauschen, peitschen, dem alten batten u. s. f. nahe verwandt, und druckt
eigentlich den hohlen dumpfigen Schall aus, den das Pochen verursacht. Die
figürlichen Bedeutungen folgen sehr natürlich daraus, zumahl da das Poltern,
Trotzen u. s. f. bey niedrigen Personen, denen wir doch die Sprache zu danken
haben, gemeiniglich mit einem Pochen, Stampfen oder Schlagen auf den Tisch oder
die Erde verbunden ist. [
797-798]