2. Pfropfen
, [
755-756] verb. reg. act. 1) Eigentlich,
ein Reis eines Baumes in einen in den Stamm eines andern gemachten Spalt
setzen, damit beyde zusammen wachsen, welches besonders von den Gärtnern zur
Veredlung schlechterer Stämme geschiehet. Auf einen wilden Stamm pfropfen. Ein
Reis von einem Apfelbaume auf den Stamm eines Birnbaumes pfropfen. In den Spalt
pfropfen, wenn ein junger Stamm oben ganz abgeschnitten, und das Pfropfreis in
den darein oben auf dem Schnitte gemachten Spalt gesetzet wird. In die Rinde
pfropfen, wenn das Pfropfreis in einen in die Rinde eines stärkern Stammes
gemachten Spalt gesetzet wird. In den Kerb pfropfen, wenn das Pfropfreis in
eine durch die Rinde in das Holz eines alten Baumes gehauene Kerbe gesetzet
wird. Statt dieses Zeitwortes ist in Niedersachsen risen üblich, von Ris, ein
Reis. Gottsched behauptete impfen sey, einen einzigen Knospen in die Rinde
eines andern Baumes setzen, und pfropfen, wenn statt des Knospens ein Reis oder
kleiner Zweig genommen würde. Allein, er irrete sich, denn jenes heißt nicht so
wohl impfen, als vielmehr äugeln und oculiren. Impfen ist, so wie pelzen, mehr
im Oberdeutschen üblich, und kann vermöge seiner Abstammung so wohl äugeln, als
pfropfen, als auch pfeifen bedeuten, wird aber daselbst am häufigsten für
pfropfen gebraucht. (
S. auch Pfeifen, welches eine andere Art des Impfens
ist.) 2) Figürlich pfropfen auch die Zimmerleute, wenn sie an ein
schadhaft gewordenes Zimmerholz ein frisches Stück ansetzen, und beyde
dergestalt verbinden, daß sie an allen Seiten gleiche Stärke haben, und nur ein
einziges Stück zu seyn scheinen. Daher das Pfropfen. Anm. Ob es gleich sehr
füglich angehet, dieses Zeitwort als eine bloße Figur des vorigen anzusehen,
und es durch einsetzen, einpflanzen überhaupt zu erklären, so kann es doch auch
als ein eigenes Wort angesehen werden, welches von dem bey dem Opitz
befindlichen Pfropf, ein Pfropfreis, abstammet, mit dem Angels. ryp, dem alten
noch im Engl. üblichen grow, wachsen, und andern ähnlichen Wörtern Eines
Geschlechtes ist, und eigentlich, ein Reis, einen Schößling bedeutet, zumahl da
auch das Wort Trieb in eben diesem Verstande gebraucht wird, und das Nieders.
risen gleichfalls von Ris, ein Reis, abstammet.