Osten
, [
625-626] ein Nebenwort, welches nur mit
einigen Vorwörtern gebraucht wird, den Ost, d. i. die Himmelsgegend, wo die
Sonne aufgehet, zu bezeichnen. Der Wind kommt aus osten oder Osten. Gegen Osten
reisen oder segeln. Gegen Osten wohnen, gegen Morgen. Notker gebraucht es auch
im sächlichen Geschlechte als ein Hauptwort, daz Osten, und noch jetzt kommt
es, wiewohl selten und im männlichen Geschlechte für das Hauptwort Ost von der
Himmelsgegend vor.
Niemahls müsse das Licht den wolkichten (wolkigen) Osten
bepurpern, Zachar.
Anm. Schon als ein Nebenwort bey dem Ottfried Ostana. Es ist
aus Ost und der adverbischen Endung -en zusammen gesetzt, wie Norden, Westen
und Süden, von Nord, West und Süd. Als ein Nebenwort könnte es mit einem
kleinen Buchstaben geschrieben werden; allein der große ist in allen diesen
Wörtern einmahl hergebracht, vermuthlich weil man sie für Arten eigenthümlicher
Nahmen, oder auch für Hauptwörter gehalten, in welcher Gestalt sie auch
wirklich vorkommen. So wie man von außen, hinten, oben, unten, und andern
Nebenwörtern auf -en. Beywörter auf -er hat, äußer, hinter, ober, unter u. s.
f. so hatte man von dem Nebenworte osten auch ehedem das Beywort oster,
morgenländisch. Oostar rich, das morgenländische Reich, im Isidor. Osterfürst,
Osterherr, Osterheer, Osterland, Osterling bedeuteten daher ehedem einen
morgenländischen Fürsten oder Herren, ein morgenländisches Heer, ein gegen
Morgen gelegenes Land, ein gegen Morgen wohnendes Volk. Doch dieses Beywort ist
außer dem eigenthümlichen Nahmen Österreich nunmehr veraltet. (
S. auch Ostern.) In den folgenden Zusammensetzungen
stehet Oster für Ostern.