Die Ordnung
, [
611-612] plur. die -en. 1. Die Handlung
des Ordnens, als das Verbale des vorigen Zeitwortes und ohne Plural; in welcher
Bedeutung es doch am seltensten gebraucht wird. Die Ordnung so vieler Menschen
ist schwer, so viele Menschen zu ordnen. 2. Als ein Abstractum; wo der Plural
nur von mehrern Arten üblich ist. 1) In der weitesten Bedeutung, eine jede
Folge der Dinge nach und neben einander. Etwas in eine gewisse Ordnung bringen,
die Dinge auf eine gewisse Art nach und neben einander stellen. Eine gute
Ordnung, eine schlechte Ordnung. Die Ordnung der Wörter in der Rede, ihre Folge
auf einander. 2) In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung, die Übereinstimmung,
die Ähnlichkeit des Mannigfaltigen in ihrer Folge auf und neben einander; im
Gegensatze der Unordnung. (a) Überhaupt, wo es so viele Arten der Ordnung gibt,
als Ähnlichkeiten des Mannigfaltigen Statt finden, oder als die Absicht und
Bequemlichkeit des Ordnenden es erfordert. Etwas in Ordnung legen, stellen,
bringen. Die Truppen in Ordnung stellen. Eine Bibliothek in Ordnung bringen.
Die Truppen gingen ohne alle Ordnung unter einander hin. Nach der Ordnung
gehen. Ohne alle Ordnung marschiren. Die Soldaten in Ordnung halten. Die
Ordnung erfordert es. Es keine Ordnung unter den Leuten. Etwas ohne alle
Ordnung erzählen. Die Ordnung lieben. Ingleichen die Folge einzelner Dinge nach
der Ähnlichkeit des Ganzen. Wie ihn die Ordnung trifft, die Reihe. (b) In
engerer Bedeutung. (aa) Die Ähnlichkeit in der Folge der Handlungen, und deren
Beobachtung. Ordnung im Essen und Trinken halten, alle Mahl zu einer und eben
derselben Zeit essen und trinken. Ich halte meine Ordnung und gehe. Sich an
keine gewisse Ordnung binden. Aus seiner Ordnung kommen. Das ist wider meine
Ordnung. (bb) In noch engerer Bedeutung, die durch allgemeine Vorschriften
bestimmte Folge und Intensität der Handlungen und Veränderungen. Die Ordnung
der Natur, die Folge aller Veränderungen in der selben nach gewissen
Veränderungsgesetzen. Die göttliche Begnadigung der Menschen ist an eine
gewisse Ordnung gebunden. Die bürgerliche Ordnung, die Übereinstimmung der
Folge und Intensität der Handlungen mit den bürgerlichen Gesetze. Das ist wider
die gute Ordnung. Dort erliegen Gesetze und Ordnung unter dem Übergewichte der
Laster, Gell. Ordnung im Essen und Trinken halten, oder beobachten, nicht
allein die Ähnlichkeit in Ansehung der Zeit, sondern auch das gehörige Maß und
Verhältniß. Es ist weder Zucht noch Ordnung unter den Leuten. Die Truppen in
Ordnung halten, ihre Handlungen mit den Vorschriften überein stimmend erhalten.
(cc) Im engsten Verstande ist in der Baukunst ist die Ordnung das angenommene
Verhältniß in den einzelnen Theilen der Säulen. Die Toskanische, die Dorische,
die Ionische, die Korinthische, die Römische Ordnung. 3. Als ein Concretum. 1)
In Ordnung gestellte Dinge, so wohl überhaupt. Die Ordnung trennen. Als auch in
engerer Bedeutung, ein aus mehrern ähnlichen Individuis bestehendes Ganzes; wo
dieses Wort oft für das ausländische Classe gebraucht wird. Die Priester der
ersten Ordnung, 2 Kön. 25, 18. Die Ordnung der Thürhüther, 1 Chron. 27, 1. Die
Schüler der ersten Ordnung, der ersten Classe. Die Schriftsteller des
Naturreiches theilen die natürlichen Körper in Classen, Ordnungen, Geschlechter
und Arten, da denn die Ordnung mehrere ähnliche Geschlechter unter sich
begreift. 2) Die Regel oder Vorschrift, nach welcher die Verbindung und Folge
mehrerer einzelner Handlungen auf eine übereinstimmige Weise eingerichtet wird.
Wer sich wider die Obrigkeit setzet, der widerstrebet Gottes Ordnung, Röm. 13,
2. Seyd unterthan aller menschlichen Ordnung, 1 Petr. 2, 13. Die Feuerordnung,
Dorfordnung, Brauordnung, Forst- und Waldordnung, Hofordnung, Kleiderordnung,
Klosterordnung, Lebensordnung, Marktordnung, Postordnung u. s. f. Von der
obrigkeitlichen Bestimmung einzelner Handlungen ist das Wort Verordnung üblich.
Anm. Dieses Wort, welches schon bey dem Notker Ordenningo, und im Schwed.
Ordning lautet, ist aus Orden und der Ableitungssylbe -ing oder -ung zusammen
gesetzet.
S. -ung. Ottfried gebraucht dafür Ordo, die Monserische
Glosse aber das noch kürzere Ort. Im Nieders. heißt die Ordnung Order und
Odder, im alten Wallis. Vrdd, im Lat. Ordo, im Engl. Order, im Französ. Ordre,
welche letztern denn auch für einen Befehl in einzelnen Fällen gebraucht
werden, wie das Niedersächs. Order und Odder, wofür die Hochdeutschen das
Französ. Ordre wieder erborgt haben. Das Bretagnische ordreni, und Griech.
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hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , ordnen, und -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - , recht, geordnet, sind sehr genau
damit verwandt. Frisch und andere leiten Orden, ordnen und Ordnung unmittelbar
aus dem Lat. ordo und ordinare her, welche [
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doch für nichts anders als für Seitenverwandte gehalten werden können. Der
wahre Stamm ist in unserm Art, Ort, das erste und letzte eines Dinges, eher,
erst, u. s. f. zu suchen, wohin auch das Lat. Series gehöret, welches, so wie
saepe, semel, sine u. s. f. sich bloß durch den vorgesetzten Zischlaut von der
alten Quelle entfernet hat. (
S. Ort.) Übrigens kommen für Ordnung in dem Isidor auch
Redha, im Kero Antreitida, Antreiti, bey dem Notker Antreht, und im Tatian
Antreitu vor, welche nicht so wohl zu unserm Rede, als vielmehr zu dem
Oberdeutschen raiten, rechnen, vermuthlich eigentlich ordnen, und zu unserm
recht und richten gehören. [
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