Das Öhl
, [
589-590] des -es, plur. doch nur von
mehrern Arten und Quantitäten, die -e, ein von sich selbst flüssiges Fett, ein
fetter flüssiger Körper, welcher sich im Wasser gar nicht oder doch nur wenig
auflösen lässet, mit einer von Rauch und Ruß begleiteten Flamme brennet, und
nach der Destillation eine kohlichte Substanz zurück lässet. 1) Eigentlich. Aus
einem Körper das Öhl destilliren. Das Öhl aus den Früchten pressen. Öhl
schlagen, es durch Stampfen aus den Samen heraus bringen. Wesentliches Öhl,
welches den Geruch derjenigen vegetabilischen Substanz, aus welcher es gezogen
worden, hat, wie Nelkenöhl, Zimmtöhl u. s. f. Brennliches Öhl, ein jedes Öhl,
welches durch die Destillation bey einem Grade der Wärme erhalten worden,
welcher über den Grad der Wärme des siedenden Wassers gehet, und daher ange-
brannt riecht und schmeckt? empyrevmatisches Öhl. Öhl brennen in der Lampe. Öhl
in das Feuer gießen oder schütten, figürlich, eine jede Leidenschaft noch
heftiger machen. In engerer Bedeutung pflegt man diejenige Art des Öhles, deren
man sich in gewissen Fällen am häufigsten bedienet, nur Öhl schlechthin zu
nennen. So ist unter Öhl in der Deutschen Bibel beständig Baumöhl zu verstehen
(
S. die folgenden Zusammensetzungen,) und in der
Hauswirthschaft pflegt man das Lein- und Rübsenöhl, dessen man sich zum Brennen
in den Hauslampen bedienet, nur Öhl schlechthin zu nennen. Das Öhl der
Kupferdrucker ist Nußöhl, und das Öhl der Mahler Leinöhl, (
S. Öhlfirniß.) 2) Figürlich werden gewisse durch die
Kunst bereitete flüssige Körper, wegen einer ähnlichen Consistenz, zuweilen
Öhle genannt, dahin das Arseniköhl, Weinsteinöhl, Vitriolöhl, Kupferöhl u. s.
f. gehören,
S. diese Wörter. Anm. Schon im Isidor Ole, bey dem
Ottfried Oli, im Nieders. Ölje, bey dem Ulphilas Alev, im Schwed. Olja, im
Angels. Ele, im Engl. Oil, im Böhm. Oleg, im Krainerischen Vojle, im Pohln.
Oley, im Franz. Huile, im Ital. Oglio, im Latein. Oleum, im Griech. -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - , selbst in Patagonien Oli, und auf
den Cocos-Inseln Lolo. Ihre lässet es von dem alten noch Schwed. ala, alere,
abstammen, weil es dem Feuer Nahrung gibt, oder auch von ala, anzünden, und dem
alten Eld, Aeld, Feuer. Allein es scheinet auch ohne diese Eigenschaft einen
jeden flüssigen, besonders dicklichen Körper bezeichnet zu haben; daher ist im
Angels. Eala, im Engl. Ale, im Schwed. Oel, im Isländ. Aul, im Lettischen
Allus, im Esthnischen Olei, Oellut, und in einigen Niedersächsischen Gegenden
Öhl, Bier, womit auch das Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe
Image - bey dem Eustathius überein kommt. In den nördlichen Mundarten ist
Elbe, Elf, ein Fluß, und sogar im Patagonischen bedeutet Oli das Wasser.
Gottsched hatte den sonderbaren Einfall, diese Wort ohne h Oel oder Öl zu
schreiben, bloß weil das Lat. Oleum, wovon er es ableitete, kein h hat. Die
Ableitung war sehr ungegründet; gleich als wenn das ganze nördliche Europa
nicht eher ein flüssiges Fett, oder einen flüssigen Körper überhaupt hätte
benennen können, als bis es solches erst von den Römern lernen müssen. Hätte es
aber auch mit der Abstammung seine Richtigkeit, so wäre es doch billig, daß ein
Wort, welches durch Wegwerfung der Endsylben und durch Veränderung des
Selbstlautes ein ganz Deutsches Ansehen bekommen, sich auch in der Schreibart
bequemet, welche vor den flüssigen Buchstaben ein herfordert.
S. H. [
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