Der Nord
, [
519-520] des -s, plur. inus. 1) Der aus
Mitternacht kommende Wind; in welchem Verstande es in der höhern und
dichterischen Schreibart am üblichsten ist, dagegen außer dem Nordwind häufiger
gebraucht wird.
Sein Nord schwebt auf der Fluth mit ungestümen Schwingen,
Gieseke.
2) Diejenige Himmelsgegend, welche Mittag gegen über ist,
oder welche Abend zur Rechten und Morgen zur Linken hat, Norden, Mitternacht;
in welchem Verstande es ohne Artikel und nur mit einigen Vorwörtern gebraucht
wird. Der Wind kommt aus Nord. Gegen Nord reisen. Es kommt in dieser Bedeutung
seltener vor, indem Norden dafür üblicher ist. Mit dem Artikel, wie einige
Schriftsteller es versucht haben, ist es noch ungewöhnlicher. Durch die
Erfindung der Magnetnadel ward die Schifffahrt kühner, da sie gewiß war,
vermittelst des gezeigten Nords sich alle Mahl orientiren zu können. 3) * Der
Nordstern, oder Polarstern; eine ungewöhnliche Bedeutung, in welcher Opitz
dieses Wort, vermuthlich um des Sylbenmaßes willen, ein Mahl braucht:
Das sternenlichte Feuer Kommt, wie der schöne Nord den
Schiffern, mir zu Steuer.
Anm. Schon bey dem Raban Maurus im 8ten Jahrhunderte
Nordroni, bey dem Notker Nord, im Angels. North, im Engl. North, im Schwed.
Nord, im Franz. Nord. Der Versicherung der gleichzeitigen Schriftsteller zu
Folge rühret dieser Nahme, so wie die Nahmen der übrigen Himmelsgegenden, von
Carln dem Großen her. Vielleicht hat er sie nur erneuert oder feyerlich
bestätiget. Wachter leitet dieses Wort von -
hier nichtlateinischer Text,
siehe Image - , unten, nieder, Frisch aber von Ort her. Allein, da Siid von
der Wärme den Nahmen hat, so scheinet mit dem Nahmen dieser Gegend auf das
Brausen des Nordwindes zu seyn, und alsdann würde derselbe ein
Geschlechtsverwandter von dem Holländ. neuren, knirschen, snorren, schnauben,
so wie von unsern schnurren, gnurren, knurren u. s. f. seyn, welche ähnliche
lärmende Laute ausdrucken. Aus einer ähnlichen Ursprache heißt dieser Wind bey
den Griechen und Lateinern Boreas. Bey den alten heidnischen Schweden war Niord
der Gott der Winde und des Wassers, daher Carl der Große dieses Wort wenigstens
nicht erfunden haben kann.