Nimmer
, [
509-510] ein Umstandswort der Zeit,
welches eine doppelte Bedeutung hat, und allem Ansehen nach auch zwiefachen
Ursprunges ist. 1. Zu keiner Zeit, niemahls, so wohl von einer künftigen, als
von einer vergangenen Zeit, im Gegensatze des immer, aus welchem und der alten
Verneinung ni, es auch zusammen gesetzet ist; bey dem Ottfried niamer, bey
welchem jamer für immer vorkommt. Die Wolkensäule wich nimmer von dem Volke des
Tages, 2 Mos. 13, 22. Das Feuer soll nimmer verlöschen, 3 Mos. 6, 12. Der
Gottlosen Bauch hat nimmer genug, Sprichw. 13, 25. Das Auge siehet sich nimmer
satt, Pred. 2, 8. Hochmuth thut nimmer gut, Sir. 3, 30. Faule Leute werden
nimmer reich. Das werde ich nimmer vergessen.
Mein Urtheil das mir fällt, Das kostet nimmer Geld, Weil
solches unbehellt, Mein Richter mir bestellt, Logau. Der mit bestälter Äsche,
nimmer müde, Den rasenden Encelados Zurücke warf, Raml.
Im Hochdeutschen ist doch dafür niemahls, nie, und in
manchen Fällen das verstärkte nimmermehr üblicher. Das nicht ist hier eben so
überflüßig und fehlerhaft, als bey andern verneinenden Wörtern.
Wer nimmer nichts versucht, der weiß nicht was er kann, Logau.
Im gemeinen Leben macht man mit diesem Worte allerley
Zusammensetzungen. Ein Nimmersatt, Nimmergenug, welcher niemahls satt wird,
niemahls genug hat, Nimmerfroh, der niemahls froh wird, Nimmernüchtern, der
niemahls nüchtern ist, auf Sanct Nimmerstag, niemahls u. s. f. 2. * Für nicht
mehr, nicht wieder, die Wiederhohlung oder Fortdauer zu verneinen, im
Gegensatze des wieder und noch; da es denn aus nie und mehr zusammen gesetzet
ist. Es ist noch um ein kleines, so ist der Gottlose nimmer, Ps. 37, 10. Wenn
nimmer Holz da ist, verleschet das Feuer, Sprichw. 26, 20. Wenn der Wind
darüber gehet, so ist sie nimmer da, Ps. 103, 16. Ich will ihrer Sünde nimmer
gedenken, Jer. 31, 34; wo bessere Ausgaben nicht mehr haben. Er kommt nimmer.
Ich konnte die Schmerzen nimmer ausstehen. Nimmer thun ist die beste Buße,
nicht mehr thun. In dieser Bedeutung ist es nur in den gemeinen Sprecharten,
besonders Oberdeutschlandes, üblich. Die anständige Schreibart kennet sie
nicht. Anm. Bey dem Ottfried niamer, bey den Schwäbischen Dichtern niemer, im
Nieders. nümmer, im Engl. never. [
509-510]