Die Neigung
, [
463-464] plur. die -en. 1) Die Handlung
des Neigens; das Neigen. 2) Der Zustand, da eine Fläche sich nach und nach dem
Mittelpuncte der Erde nähert; wo der Plural nur von mehrern Arten gebraucht
wird. Die Neigung des Bodens mit der Wasserwage erforschen, dessen Abhang,
Fall. Die Neigung der Magnetnadel, ihre Inclination, ihre Abweichung von der
Horizontal Linie. 3) In engerer Bedeutung, das Neigen des Körpers aus
Höflichkeit; die Verbeugung, im gemeinen Leben die Verneigung, die Neige, bey
dem weiblichen Geschlechte der Knicks, bey dem männlichen der Bückling. Eine
Neigung machen, sich neigen. 4) Die Bestimmung des Willens zu etwas aus
Erkenntniß, so wie Trieb die Bestimmung der Kraft ist. Neigung zu etwas haben,
empfinden. Ich habe keine Neigung dazu. Die menschenfreundlichen Neigungen sind
eine süße Nahrung edler Herzen, Gell. Es kann keine gute Neigung in einem
Herzen wohnen, wo die unmäßige Begierde nach Reichthum herrscht, ebend. In
engerer Bedeutung sind in der Moral die Neigungen Fertigkeiten der Begierden
Einer Art, zum Unterschiede von den einzelnen Bestimmungen des Willens, oder
den Begierden, da denn die Neigungen von den Leidenschaften nur in der
geringern Stärke unterschieden sind. Wie kommen mit einer allgemeinen Fähigkeit
zu unzähligen Neigungen und Leidenschaften auf die Welt. ohne etwas anders
mitzubringen, als die Kraft, die das Wesen der Seele ausmacht, Sulz. 5) In
engerer Bedeutung ist die Neigung, ohne Plural, die Fertigkeit, jemandes Bestes
gern zu sehen, deren stärkerer Grad die Geneigtheit ist.
S. auch Abneigung und Zuneigung.