Nähmlich
, [
421-422] adj. et adv. Superl.
nähmlichste, welches in dreyfacher Gestalt vorkommt. 1) * Als ein Bey- und
Nebenwort, für nahmentlich, mit Nahmen, welches die erste eigentliche Bedeutung
dieses Wortes ist, die aber, wenigstens im Hochdeutschen, gar nicht mehr
vorkommt. Nämlich und besonder in der Acht begriffen, in Goldasts Reichssatz
bey dem Frisch. 2) + Als ein Fürwort, für eben derselbe, entweder so fern Nahme
ehedem für Person gebraucht wurde, oder auch für, der vorher genannte. Der
nähmliche Freund, den wir gestern sahen, eben derselbe. Wo man auch wohl im
Superlativ der nähmlichste sagt. In den gemeinen Sprecharten Ober- und
Nieder-Deutschlandes ist diese Bedeutung überaus häufig, daher es auch manchen
sonst guten Hochdeutschen Schriftstellern anklebt, welche sich aber dieses
Wortes billig enthalten sollten, indem es in der reinen und anständigen
Schreibart überaus widrig und unangenehm klingt, auch völlig überflüssig und
unnöthig ist, da eben derselbe dessen Begriff völlig erschöpfet. Ausführlicher
habe ich dieses in meinen Magazine, B. 2, St. 1, S. 143 zu beweisen gesucht. 3)
Als ein Nebenwort allein da es auch in der anständigen Schreibart, sehr häufig
gebraucht wird, die nahmentliche und nähere Bestimmung einer vorher nur
allgemein bestimmten Sache zu begleiten. Niemand fähret gen Himmel, denn der
von Himmel hernieder kommen ist, nämlich des Menschen Sohn, der im Himmel ist,
Joh. 3, 13. Ich will dir das Land geben, nämlich das ganze Land Canaan, 1 Mos.
17, 8. Und weil wir solches wissen, nemlich die Zeit, daß die Stunde da ist,
Röm. 13, 11. Es kamen ihrer drey, nähmlich Cajus, Titius und Mylius. Anm. In
der letzten Bedeutung im Oberd. namlich, namhlich, im Nieders. namtlik,
benamen, im Dän. nemlich, im Schwed. nämligen, im Engl. namely, bey dem
Krainerischen Wenden namrezh, woraus dessen Abstammung von Nahme wohl unläugbar
wird, zumahl da nahmentlich, von welchem nähmlich nur die verkürzte Form ist,
im Oberdeutschen. noch für das letztere gebraucht wird. Die Lat. nempe und
nimirum scheinen auf ähnliche Art von nomen gebildet zu seyn, ob sie sich
gleich ein wenig mehr von ihrer Quelle entfernet haben. Man schreibt dieses
Wort bald nämlich, bald aber auch nehmlich und nemlich. Die erste Schreibart
gründet sich auf die unrichtige Schreibart des Wortes Nahme, da man es für
einen Abkömmling von den Lat. Nomen hält, und daher das h wegläßt; die zweyte
auf die erweislich falsche Ableitung von nehmen, und die dritte auf eine eben
so unrichtige von dem Lat. nempe. In vornehmlich, vernehmlich und annehmlich
ist das e hingegen richtig, weil diese Wörter unläugbar von nehmen abstammen.
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421-422]