Nachhängen
, [
373-374] verb. irreg. neutr. (
S. Hängen) welches das Hülfswort seyn erfordert. Es ist,
1) im eigentlichen Verstande nur bey den Jägern üblich, wo es einem Hirsche mit
dem am Hängeseile geführten Leithunde nachsuchen, denselben auf diese Art
aufsuchen, bedeutet. Mit dem Leithund ein Hirschen nachzuhenngen, Theuerd. Kap.
40. Man gebraucht es auch von dem Leithunde selbst, welcher einer Fährte, oder
auf einer Fährte nachhänget, wenn er eifrig auf derselben fortsucht. Ohne
Zweifel wird in dieser Bedeutung zunächst auf das Hängeseil gesehen, an welchem
der Leithund geführet wird. 2) Figürlich. Einer Sache nachhängen, sich ihren
Wirkungen, oder auch sich der Neigung zu ihr auf eine anhaltende Art und in
einem merklichen Grade überlassen; wo es mehr Anhalten, einen höhern Grad, und
zugleich auch mehr leidentliche Beschaffenheit bezeichnet, als nachgehen. Man
gebraucht es so wohl von allerley Leidenschaften und Gemüthsbewegungen. Ich
will meiner Leidenschaft nicht nachhängen. Dem Grame nachhängen. Als auch von
andern Neigungen, Vorstellungen u. s. f. Unter der Maske der Gleichgültigkeit
kannst du deinen Begierden sicher nachhängen. Wir hingen unsrer
Lieblingsthorheit nach. Einem Gedanken nachhängen.
Und hängt voll lüsterner Begier Bloß seinen Freuden nach,
Weiße.
Anm. Schon Notker gebraucht das einfache hangen in diesem
Verstande; uuanda er hangta siner geluste. Es stammet von hangen ab, so fern es
in der weitesten und eigentlichen Bedeutung ehedem eine jede doch stärkere
Bewegung als gehen ausdruckte. Daher wurde hangen und nachhangen im
Oberdeutschen auch häufig für gehen, nachgehen, folgen gebraucht. Einem
Geschrey nachhangen, demselben nachgehen, in den Deutschen Sprichw. bey dem
Frisch. Dem abziehenden hernach hängen, den abziehenden Feind verfolgen, ebend.
Und bey dem Pictorius ist der Nachhänger ein Nachfolger, Consectator. Da alle
Benennungen des Gemüthes und seiner Wirkungen Figuren der Bewegung sind, so
erhellet auch daraus die Verwandtschaft mit Hang, Neigung, und dem alten Hug,
das Gemüth. Eigentlich sollte dieses Wort als ein Neutrum nachhangen lauten,
wie es auch im Oberdeutschen üblich ist; allein im Hochdeutschen werden hangen
und hängen fast beständig mit einander verwechselt.
S. dieselben. [
375-376]