2. Das Muß
, [
327-328] des -es, plur. von mehrern
Arten, die Muße, bey einigen die Müßer, Diminut. das Müßchen, Oberd. Müßlein.
1) * Speise überhaupt, und die Einnehmung derselben, die Mahlzeit; eine im
Hochdeutschen veraltete Bedeutung, in welcher der Plural bey Oberdeutschen
ältern Schriftstellern Muser, Müser, Mosser lautet. Bey dem Kero und Ottfried
in diesem Verstande schon Muas. Vuirdig ist der uuurtho sines muoses, Tat. der
Arbeiter ist seiner Speise, seines Unterhaltes werth. Habet ir uuas muoses?
ebend. habt ihr etwas Speise? Bey dem Ottfried ist Dagamuase die
Mittagsmahlzeit, und Abendmuase die Abendmahlzeit. In engerer Bedeutung pflegte
man ehedem die Speisen aus dem Gewächsreiche und die eßbaren Pflanzen selbst
nur Muß zu nennen, wofür wir jetzt Gemüse und Zugemüse sagen. Daher war der
Mußgarten der Küchengarten, Krautgarten, der Mußmengeler der mit
Küchengewächsen handelt, Mußwerk Gemüse u. s. f. (
S. auch Mußtheil.) 2) Eine zu einem Breye gekochte
Speise, und in weiterer Bedeutung, eine jede zu einem Breye gekochte Masse, der
Brey, im gemeinen Leben, besonders der Niedersachsen, auch die Pappe; wo der
Plural nur zuweilen von mehrern Arten vorkommt. Das Äpfelmuß, Pflaumenmuß,
Brotmuß, Wassermuß, von Mehl und Wasser, Biermuß, von Bier und Brot, Mandelmuß,
von Mandeln, Milch, Eyerdottern u. s. f. Das Fleisch zu Muß kochen. Anm. In der
ersten Bedeutung gehöret es zu einem sehr alten und zahlreichen Geschlechte
solcher Wörter, welche essen, Speise u. s. f. bedeuten, da denn oft der
Zischlaut in das verwandte t übergehet. Im Schwed. ist Mös gleichfalls eine
jede Speise, bey dem Ulphilas Mat, Mats, Angels. Maete, eine Speise, Gericht,
Engl. Meat, Franz. Met. Man hatte auch das Zeitwort müsen, essen, speisen, bey
dem Kero muasen, womit das Lat. comissari, das Griech. -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - , essen, und unser schmausen verwandt
sind, und wovon mästen das Factitivum ist. In Ulm müssen die Ehebrecher zur
Strafe noch jetzt Haferbrey mit einander essen, welche Strafe daselbst das
Musen genannt wird. (
S. Gemüse, Mästen, Mettwurst und Muskel.) In der zweyten
Bedeutung, wo es auch schon bey dem Kero Muaz, und im Nieders. Moos lautet,
gehöret es zunächst zu Moos und andern Wörtern dieser Art, in welchen der
Begriff der weichen Beschaffenheit, des Zerreibens und Zermalmens, der
herrschende ist, welcher Begriff doch mit dem vorigen des Essens genau zusammen
hängt. Es erhellet solches unter andern auch aus dem Ital. wo ein solches Muß
Minuto heißt. Da das s in diesem Worte nach dem gedehnten u unläugbar eben so
geschärft lautet, als ein Muße, Fuß, Buße, süß u. s. f. so schreibt man es auch
am richtigsten mit einem ß, obgleich das abgeleitete Gemüse wegen des gelinden
Lautes des f mit diesem zufrieden seyn muß. [
327-328]