2. Die Muschel
, [
321-322] plur. die -n, Diminut. das
Müschelchen, Oberd. Muschellein, eine Art Schalthiere mit zwey Schalen, welche
vermittelst eines Gewindes geöffnet werden können. 1) Eigentlich, wo bald das
ganze Geschöpf mit seiner Schale, bald das Thier ohne Schale, bald aber auch
nur die Schale allein mit diesem Nahmen beleget wird. In Ansehung des ganzen
Geschöpfes nimmt man es in der Naturgeschichte in der schon angezeigten weitern
Bedeutung, so daß auch die Austern, Pinnen, Kammmuscheln, Perlenmuscheln u. a.
m. dahin gehören. In engerer Bedeutung hingegen pflegt man oft nur diejenigen
Schalthiere dieser Art Muscheln zu nennen, welche länglich rund sind, ihre
Zergliederung mitten in dem Gebäude haben, und größten Theils gegessen werden
können, und daher zum Unterschiede von andern Arten auch Küchenmuscheln heißen;
Mytilus L. Diese letztere Art, von welcher es so wohl Flußmuscheln als
Seemuscheln gibt, heißen im Holländ. gleichfalls nur Mosseln schlechthin. In
den Küchen verstehet man unter dem Nahmen der Muschel oft nur das Thier,
welches diese Schale bewohnet. Kalbfleisch und Muscheln. Eine Muschelbrühe.
Ausgestochene Muscheln. Dagegen man eben so oft unter diesem Nahmen nur eine
der beyden Schalen allein verstehet, welche vollständig eine Muschelschale
heißt. Eine Farbenmuschel, zugerichtete Farben darin aufzubehalten.
Muschelgold, Muschelsilber u. s. f. 2) Figürlich, von der letzten Bedeutung ein
einer Muschelschale in der weitesten Bedeutung, so daß auch die Austerschalen
mit darunter begriffen werden, ähnliches Gefäß oder Behältniß. So wird der
einer Muschel ähnliche Schild an den Gefäßen der Hirschfänger und der Pallasche
der Officiers von der Reiterey so wohl der Korb, als die Muschel genannt. Der
äußere Theil des Ohres führet wegen einiger Ähnlichkeit in der Gestalt
gleichfalls den Nahmen der Muschel; anderer ähnlicher Fälle zu geschweigen.
Anm. Im Nieders. Mussel, im Holländ. Mossel, im Engl. Muscle, im Franz. Mousle,
Moule, im Span. Mexile, im Ital. Muoscolo, Musciolo, im Schwed. Musla, im Dän.
Muskel, im mittlern Lat. Muscula, bey dem Plautus Musculus, sonst aber bey den
Römern und Griechen Mytilus, welches bloß den Zischlaut in das nahe verwandte t
verändert hat. Es ist ungewiß, ob der Begriff der Schale und des hohlen Raumes
in diesem Worte der herrschende ist, in welchem Falle es zu dem vorigen
Muschel, ein Sack, gehören würde, oder der Begriff der weichen eßbaren
Beschaffenheit des Thieres. Das letztere erhält dadurch einige
Wahrscheinlichkeit, weil eine Muschel im Ital. auch Molleca genannt wird.
Alsdann würde es ein Seitenverwandter von Moos, Muß, Muskel, Moder, und andern
dieses Geschlechtes seyn. Die Ableitungssylbe -el bedeutet ein Subject, von
welchem der erste Theil des Wortes etwas sagt. Daß im Oberdeutschen Muschel
auch eine Fliege, ingleichen einen kleinen Vogel bedeutet, ist schon bey Musche
und Mücke ausgemerket worden. [
323-324]