Mürbe
, [
319-320] -r, -ste, adj. et adv. welches
diejenige Eigenschaft fester Körper bezeichnet, da ihre Theile bey einer sehr
geringen Gewalt leicht ihren Zusammenhang verlieren, wodurch sich dieses Wort
von weich unterscheidet; im Gegensatze des fest. Ein mürber Stein, welcher sich
gleichsam zwischen den Fingern zerreiben lässet. Das Holz ist mürbe, wenn es
faul oder wurmstichig ist, daher dieses Wort auch zuweilen für brüchig
gebraucht wird. Den Stockfisch durch Schlagen mürbe machen. Besonders in
Beziehung auf das Kauen; im Gegensatze des hart. Mürbes Fleisch. Mürbe Äpfel,
mürbe Birnen, mitia poma. Jemanden mürbe machen, figürlich, seinen Trotz, seine
Widerspänstigkeit durch gewaltsame Mittel überwältigen, ihn biegsam, nachgehend
machen; ingleichen, in weiterer Bedeutung, ihn matt machen. Anm. Bey den ältern
Oberdeutschen Schriftstellern ohne b mar, in den gemeinen Oberdeutschen
Mundarten noch jetzt war und mür, im Niederdeutschen mör, im Angels. mearn,
mearwa, maerwa, im Franz. meur, im Schwed. mör, im Dän. mor, im Lappländ.
morre. Es gehöret zu dem Worte Moor, Morast, Morsch, dem Lat. Marcidus, und
andern dieses Geschlechtes, welche insgesammt eine Art der weichen
Beschaffenheit andeuten. Die ältern Lateiner sagten marcus für mürbe. Wir haben
von diesem Beyworte kein recht gangbares Hauptwort, so nothwendig solches doch
oft ist. Im gemeinen Leben sagt man zuweilen die Mürbigkeit. Die Mürbe
verdiente allgemein zu werden, zumahl da es schon in den Monseeischen Glossen
vorkommt, wo es Muruui lautet.