Möglich
, [
257-258] -er, -ste, adj. et adv. von
dem vorigen Zeitworte und zwar von dessen ersten, weitesten Bedeutung, was seyn
oder geschehen mag oder kann. 1) In Ansehung der Sache ist im schärfsten
philosophischen Verstande ein Ding möglich, im Gegensatze des unmöglich, wenn
es keinen Widerspruch in sich enthält, es sey nun wirklich da oder nicht. Ein
hölzerner Teller ist ein mögliches Ding, nicht aber ein sterblicher Gott, oder
ein ledernes Eisen. In dem gemeinen Sprachgebrauche hingegen gebraucht man es
auch in weiterm Verstande, von dem was unter gewissen Umständen seyn oder
geschehen kann, und da ist oft eine Sache nicht möglich, wenn sie es gleich
absolute oder an und für sich sehr wohl ist. Es ist nicht möglich, daß er eine
solche Niederträchtigkeit begehen sollte, d. i. nicht wahrscheinlich,
schlechterdings nicht glaublich. Eine mögliche Sache. Wo es denn auch oft zur
Begleitung einer Verwunderung gebraucht wird. Ists möglich? Wie ist das
möglich? Zuweilen bedeutet es auch so viel wie wirklich, wo es doch nur
abverbisch gebraucht wird. Ich will sehen, wie ich es möglich mache. 2) In
Ansehung der handelnden Person, oder subjective, so wohl keinen Widerspruch mit
den Kräften, den Fähigkeiten derselben enthaltend, als auch in Ansehung der
Gelegenheit und äußern Umstände, was neben denselben bestehen kann. Es ist mir
nicht möglich. Ich habe deiner Tochter alle mögliche Vorstellungen gethan Gell.
Seinen möglichsten Fleiß anwenden. So viel mir möglich ist. Thue dein
Möglichstes, alles was dir möglich ist. Das Wasser möglichst abdämmen. Es wäre
mir jetzt nicht möglich, gelassen mit ihm zu sprechen. Ihn zwingt die
möglichste Härte des Schicksals zu so niedrigen Dingen. Moralisch möglich, was
durch kein Gesetz verbothen ist, keinen Widerspruch gegen ein Gesetz enthält.
Anm. Nieders. möglich, Dän. muelig. Bey den ältesten Oberdeutschen
Schriftstellern sucht man dieses Wort vergebens. Ottfried gebraucht dafür das
verwandte megi, Kero aber sanft, und Tatian odi, Angels. ead, eath, welches
noch in dem Engl. easy, leicht, möglich, und dem Franz. aise, wie auch in dem
Niederdeutschen unnode, vielmehr unode, zusammen gezogen node, ungern,
vorhanden ist. Das Nieders. möglich wird auch für mäßig, billig, gebraucht, ein
möglicher Schoß, ein mögliches Geld, ein mäßiges, billiges; ingleichen als ein
Nebenwort für vielleicht, wie das Franz. peut-etre.