Matt
, [
109-110] -er, -ste, adj. et adv. ein
sehr altes Wort, welches in folgenden Bedeutungen vorkommt. 1. * Todt; eine im
Deutschen völlig veraltete Bedeutung, deren hohes Alter aus dem Hebr.
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hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , sterben, erhellet. Im
mittlern Lat. ist matare, tödten, Span. matar, und im alt Franz. Mathe das
Grab. Es gehöret in derselben zu unserm metzeln, Metzcher, und vielleicht auch
zu mähen, so fern es ehedem schneiden überhaupt bedeutete,
S. diese Wörter. 2. * Überwunden, so in die Enge
gebracht, daß man sich nicht mehr zu helfen weiß; eine gleichfalls im Ganzen
veraltete Bedeutung. Im mittlern Lat. mattus, Franz. mate. Man sagte ehedem,
jemanden matt sprechen, ihn auffordern, sich für überwunden zu erklären.
Wer hoeftis halb das messer hat Der mag dem andern sprechen
matt, der Burggraf von Riedenburg. Ein vigent dem kuinig spricht mat, ebend.
Im Deutschen gebraucht man es nur noch in dem Schachspiele,
wo der Schach oder König matt wird, wenn er völlig überwunden ist, so daß er
keinen Zug mehr thun kann.
Sie hant das spil verloren und er eine tuot in allen mat,
Walther von der Vogelweide.
Im Franz. mat, und selbst im Persischen, aus welchen Gegenden
dieses Spiel in Europa bekannt geworden, mat. (
S. Matsch,) welches gleichfalls hiervon abzustammen
scheinet. Man hatte ehedem auch das Hauptwort Mat, welches noch bey dem Stryker
vorkommt, und das Verderben bedeutet, Isländ. Maat. 3. Der Kräfte in einem
hohen Grade beraubt, einen hohen Grad des Mangels der gehörigen und
gewöhnlichen Kräfte empfindend und darin gegründet; in welcher Bedeutung es
noch am häufigsten vorkommt. 1) Eigentlich. Daß sie laufen, und nicht matt
werden, Es. 40, 31. Der Herr, - der die Ende der Erde geschaffen hat, wird
nicht müde noch matt, V. 28. Wie Widder, die matt vor dem Treiber hergehen,
Klagel. 1, 6. Und die Sonne stach Jona auf den Kopf, daß er matt ward, Jon. 4,
8. Von schweren Arbeiten, Mangel der Nahrung, großer Hitze, nach einer langen
Krankheit u. s. f. wird man matt. 2) Figürlich. (a) Nicht den gehörigen Grad
der Lebhaftigkeit oder Stärke habend; im Gegensatze des lebhaft, stark. Eine
matte Stimme. Bey Gütern, die wir stets genießen, wird das Vergnügen endlich
matt, Gell. Ein matter Scherz. Ein matter Gedanke. Ein matter Styl. Eine matte
Entschuldigung, welcher es an der einleuchtender Gründlichkeit fehlet. (b)
Besonders von dem Glanze oder Lichte, einen geringern Grad des Lichtes habend;
gleichfalls im Gegensatze des lebhaft. Die matten Strahlen der Sonne. Ein
mattes Licht. Eine Oberfläche ist matt, wenn sie kein Licht zurück wirft, daher
wird bey den Künstlern matt dem polirten entgegen gesetzt; Franz. mat. Mattes
Gold, welches nicht polirt oder brunirt worden. Matte Farben, bey den Mahlern,
welche kein Glanz haben, dergleichen Umbra und Massicot sind. Ein matter
Demant, welcher wenig Feuer, wenig Glanz hat. Auch figürlich. Die Abendstunde
sollte ihre matten Reitze in einem günstigen Lichte zeigen. (c) Ingleichen auch
von dem Geschmacke. Das Bier, der Wein schmeckt matt, wenn er die lebhafte
Schärfe oder Kraft verloren hat. Ehedem gebrauchte man es in noch mehrern
figürlichen Bedeutungen. Jeroschin nennt ein Land matt, welches in schlechtem
Vertheidigungsstande ist. Ein Land matt machen, heißt bey eben demselben es
verwüsten. Bey dem Burggrafen von Riedenburg stand der Hund, der über dem
Schatten im Wasser sein Stück Fleisch verlor, ledig unde mat, das er sin stuki
hat verlorn, d. i. traurig, betreten. Alles trostes mat sin, ist bey eben
demselben dessen beraubt seyn. Anm. In der dritten Hauptbedeutung im Dän. mat,
im Schwed. matt, im Angels. methig, im Engl. mate, im Böhm. mdle. Im Isländ.
ist maeddir, modr, maeda, abmatten, Engl. to mate. Es gehöret zu müde, Mühe,
und vielleicht auch zu Muße. Mit der verändertem Endlaute ist im Nieders. mak,
nicht nur sanftmüthig, friedsam, sondern auch matt. Wenn man alle Bedeutungen
dieses Wortes zusammen nimmt, so wird es sehr wahrscheinlich, daß sie nur
Figuren einer ältern sind, welche niedrig, tief, bedeutete, und wovon das
Stammwort ma, mä, me, lautete, von welchem vermittelst verschiedener
Ableitungslaute unser Matte, eine Wiese, Meer, Morast, Mos, und andere mehr
abstammen. Im Ital. ist matto dumm, betäubt, und Matto ein Narr.
S. 2. Matz und 5. Matte. [
111-112]