3. Die Mähre
, [
33-34] plur. die -n, Diminut. das
Mährchen, Oberdeutsch Mährlein, ein sehr altes Wort, von welchem sich nur noch
einige weniger Überbleibsel erhalten haben. Es bedeutete, 1) * Das Gerücht, bey
dem Ulphilas Meritha, mit einer andern Ableitungssylbe bey dem Ottfried Mari
und Maru, bey dem Hornegk Mer, Märe. Figürlich ist daher im Angels. Maerde
Ehre. In dieser Bedeutung ist es völlig veraltet. Ehedem war auch mar berühmt,
bekannt, unmar unbekannt, maren ausbreiten, bekannt machen, armaren in dem
Isidor beweisen und so ferner. 2) * Eine Nachricht von einer geschehenen Sache;
eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung. Bey dem Hornegk Mer, Märe. Ich,
sprach er, bring euch leidig mer, Theuerd. Ich bring euch neue gute Mähr, in
einem alten Weihnachtsliede. Neue Mähren hört man gerne, sagt man noch zuweilen
im gemeinen Leben. 3) * Eine wahrhafte Geschichte; eine gleichfalls veraltete
Bedeutung, in welcher das Wort noch mehrmahls bey dem Hornegk vorkommt. 4) Eine
erdichtete Erzählung, eine unwahre Geschichte, im mittlern Lat. Dicabulum. Sie
haben es las eine Mähre in den Wind geschlagen, Opitz. In der Hand hat sie ein
Buch mit Mähren, Gottsch. Am häufigsten ist in diesem Verstande das Diminut.
Mährchen, Oberd. Mährlein. Ihre Worte dauchten sie, als wärens Mährlein, Luc.
24, 11. Mährchen erzählen, erdichten. Wo es am häufigsten von
unwahrscheinlichen Erdichtungen, welche bloß in der Absicht zu belustigen
erdichtet werden, gebraucht wird, um es von der Fabel und andern Arten der
Dichtung zu unterscheiden. Anm. Das Wort Mahr, Mar, ahmet ohne Zweifel durch
seinen Laut das laute Geräusch nach, welches der erzählende Mund eines oder
mehrerer verursacht, welches eigentlich das Gerücht ausmacht. Daher ist merjan
bey dem Ulphilas verkündigen, und Märd im Isländ. ein Loblied.
S. das folgende.