2. Die Lücke
2. Die Lücke,
[
2117-2118] plur. die -n, ein Wort,
welches zu dem Geschlechte der Wörter Loch, lechzen, Lache u. s. f. gehöret,
und 1) eigentlich eine jede Öffnung bedeutet, wo es doch nur noch von
fehlerhaften Öffnungen, so wohl am Rande, als in der Mitte eines Körpers
gebraucht wird, aber nur noch in einigen einzelnen Fällen üblich ist. So werden
die ausgebrochenen Stellen an der Schneide eines Messers, welche im
Hochdeutschen Scharten heißen, im Oberdeutschen Lücken genannt. Im
Niederdeutschen ist Lucke, und im Schwed. Lycka, die Abweichung eines Zaunes
von der geraden Linie, eine Einbiegung oder Bug in dem Zaune. Anstatt der R. A.
ein Loch auf- das andere zumachen, d. i. Schulden mit Schulden bezahlen, sagt
man in einigen Gegenden, eine Lücke auf- die andere zumachen. 2) In engerer und
gewöhnlicherer Bedeutung, eine fehlerhafte Öffnung, welche in einer Reihe
mehrerer Dinge durch die Abwesenheit Eines oder mehrerer derselben entstehet.
Eine Lücke in einer Mauer, eine fehlerhafte Öffnung, welche durch Abwesenheit
mehrerer Steine entstehet. Die Zahnlücke, die Öffnung in der Reihe Zähne, aus
dem Mangel eines Zahnes. Eine Lücke in einer Handschrift, wenn eine Stelle oder
ein Wert fehlet. Wenn in einer Reihe Soldaten Ein oder mehrere Mann fehlen, so
entstehet eine Lücke. Eine Lücke in einem Bücher-Repositorio, wenn Ein oder
mehrere Bücher in der Reihe fehlen. Eine Lücke zumachen, ausfüllen; ehedem die
Lücke büßen,
S. Büßen. Da sie höreten, daß die Mauren zu Jerusalem
zugemacht waren, und daß sie die Lücken angefangen hatten, zu büßen, Nehem. 4,
7. Daher sagt man noch im figürlichen Verstande, die Lücken büßen müssen, die
Abwesenheit eines andern ersetzen, seine Stelle vertreten müssen, besonders in
einer unangenehmen Sache, und nach einer noch weitern Figur, für einen andern
leiden, an dessen Stelle leiden. Eine solche Person wird mit einem zusammen
gezogenen Ausdrucke auch wohl ein Lückenbüßer, eine Lückenbüßerinn genannt.
Anm. Bey dem Ottfried Luku, bey dem Willeram Luccho, im Dän. Lucke, bey den
heutigen Oberdeutschen die Lucken. Außer den bey Loch schon angeführten
Geschlechtsverwandten gehöret, so fern dieses Wort auch den Begriff der Biegung
hat, noch hierher, das Isländ. Lyk, eine Krümme, Höhlung, unser flicken und
flechten und selbst das Latein. flectere. [
2119-2120]