Die Lippe
Die Lippe,
[
2077-2078] plur. die -n, Diminut. das
Lippchen, Oberd. Lipplein, der bewegliche fleischige Rand des Mundes an
Menschen und Thieren, welcher den Eingang öffnet und schließet. Die Oberlippe.
Die Unterlippe. Die Vorlippen, die äußern rothen Streifen an den Lippen. Es
wird nimmermehr über meine Lippen kommen, ich will es nie sagen. Figürlich
werden die Lippen oft anstatt des Mundes gesetzt. Sie haben mir Gütigkeiten
erwiesen, ehe noch meine Lippen fähig waren, ihnen dafür zu danken. Anm. Bey
dem Willeram Leffa, bey andern Oberdeutschen Schriftstellern Gleif, Gleff, von
welcher Form das heutige Oberdeutsche Letze abstammet. Im Nieders. Angels. und
Dän. gleichfalls Lippe, im Engl. Lip, im Schwed. Läpp, im Wallis. Lap, Lipp, im
Wend. Lippia, im Pers. Lab, im Latein. Labium. Die weiche, bewegliche, herab
hangende Beschaffenheit ist ohne Zweifel der Stammbegriff, so daß dieses Wort
zu lapp, schlaff, lappen u. a. dieses Geschlechtes gehöret. Das niedrige
labben, labbern, schlappen, viel und langweilig plaudern, ingleichen mit einem
Geräusche hinein lecken, wie die Hunde, wenn sie trinken, sind mehr eigene
Nachahmungen des mit diesen Handlungen verbundenen Schalles, als daß sie von
Lippe abstammen sollten. Eine dicke Unterlippe heißt im Nieders. Lipe, dicke
hangende Lippen oder Lobben.
S. Lefze.