Der Leisten
Der Leisten,
[
2019-2020] des -s, plur. ut nom. sing.
ein Wort, welches ehedem, 1) * die Gestalt eines Dinges überhaupt, und die
verhältnißmäßige Gestalt, die Taille besonders, bedeutet; von welcher im
Hochdeutschen veralteten Bedeutung Frisch folgende Beyspiele anführet.
Matthesins sagt von einem geformten Glase, daß es seinen geformten Leist oder
Proportion habe. - Ein Spanisches Roß, ob es gleich klein von Leist, ist es
doch adelich von Gestalt, Kraus im Gestüttgarten. 2) In engerer Bedeutung, eine
Form, ein Muster, ein Vorbild. Ein Pfarrer soll ein Bildner und Leist sin zu
Leben sinen Unterthanen, Leo Jud bey dem frisch. Auch in dieser Bedeutung ist
es bis auf einige wenige Fälle veraltet. Bey den hohen Ofen wird die vertiefte
Form, worin bey dem Abstechen die Gans geformt wird, noch der Leisten genannt.
Am bekanntesten ist es von der Hölzernen Form des untern Fußes, über und nach
welcher die Schuhmacher die Schuhe verfertigen; der Leisten oder Schuhleisten.
Den Schuh über den Leisten schlagen. Alle diese Leute sind über Einen Leisten
geschlagen, figürlich, sie sind alle von Einer Denkungsart. Alle Leute über
Einen Leisten schlagen, sie auf einerley Art behandeln, oder nach einer andern
eben so niedrigen Figur, sie über Einen Kamm scheren. Anm. In dieser letzten
Bedeutung im Engl. Last, im Holländ. und Nieders. Leest, im Angels. Dän. und
Schwed. Läst, im Böhm. Lista. Die Abstammung ist noch ungewiß. So fern es die
Form eines Fußes bedeutet, leiten einige es von dem Angels. Läst, die Fußsohle,
und dem Ulphilanischen laistjan, gehen, her. Allein, da es ehedem unstreitig
eine jede Form, ein jedes Muster bezeichnet hat, so lässet Wachter es von dem
Veralteten leisen, nachahmen, abstammen; eine Ableitung, welche allen Beyfall
verdiente, wenn nur dieses Zeitworte selbst erwiesen wäre.
S. indessen Ließpfund und List.