Die Leidenschaft
Die Leidenschaft,
[
2009-2010] plur. die -en, 1) In der
weitesten Bedeutung, eine Veränderung, welche von außen in einem Dinge hervor
gebracht wird, und wobey sich dasselbe leidendlich verhält, im Gegensatze der
Handlung; eine Bedeutung, in welcher dieses Wort nur zuweilen in der neuen
Philosophie vorkommt. In diesem Verstande ist die Veränderung, welche in einem
Schwamme vorgeht, wenn ich ihn zusammen drücke, eine Leidenschaft. 2) In
engerer und gewöhnlicherer Bedeutung, eine jede Begierde, und in noch weiterm
Verstande, eine jede Gemüthsbewegung, wenn sie zu einer Fertigkeit geworden
ist, weil sich die Seele dabey leidenschaftlicher verhält, als sie sollte. In
diesem Verstande sind Liebe, Haß, Verlangen, Abscheu, Traurigkeit, Furcht,
Verzweiflung u. s. f. so bald sie zur Fertigkeit werden, Leidenschaften. In
solcher Übermaß wird die Liebe zum Leben Leidenschaft, Gell. Aus ihrer stillen
Leidenschaft, aus ihren öftern Entfernungen von der Gesellschaft um dem Grame
nachzuhängen, ist erweislich, daß sie noch verliebt ist. Das Feuer der
Leidenschaft, welches in seinem Busen wüthet. 3) Häufig werden auch die
einzelnen Ausdrücke heftiger Begierden, die Gemüthsbewegungen und Affecten,
Leidenschaften genannt. Es ist nach dem Lat. Passio gebildet.