Leid
Leid,
[
2005-2006] adv. welches ehedem in einem
größern Umfange der Bedeutung üblich war als jetzt, indem es, 1) * einen jeden
beträchtlichen Grad der unangenehmen Empfindung und eine solche Eigenschaft der
Dinge bedeutete, welche dieselbe verursacht. So wurde es z. B. für häßlich, der
äußern Gestalt nach, für ekelhaft, beschwerlich, zornig, Ekel, Abscheu
empfindend u. s. f. gebraucht, von welchen Bedeutungen, in denen es auch als
ein Beywort üblich war, so wohl im Deutschen, als in den Verwandten Sprachen
noch häufige Beyspiele vorkommen. Die leiden Gäste, die beschwerlichen
unangenehmen, in einem alten Schriftsteller bey dem Frisch. Noch sagt man im
gemeinen Leben; ein erzwungener Eid ist Gott leid, wird von Gott gemißbilliger,
verabscheuet. Das Schwed. led, Isländ. leidur, Angelsächs. lath, bedeuten so
wohl zornig, als auch häßlich, in Ansehung der äußern Gestalt, welche letzte
Bedeutung die davon abstammenden Franz. laid und Ital. laido noch haben. In
Borherns Glossen ist leidlich abscheulich leidlichen verabschenen, und Leidlami
der Abscheu, und bey den Kero ist leidlam abscheulich. (
S. auch verleiden.) 2) Jetzt ist es nur in engerer
Bedeutung, einen geringern Grad von Gram, Unruhe, Fercht und Reue empfindend,
üblich: in welchen Fällen es aber auch nur noch im gemeinen Leben, und am
häufigsten in einigen bereits eingeführten R. A. vorkommt. Es ist mir leid um
dich, mein lieber Jonathan, 2. Sam. 1, 26; ich empfinde Gram, Kummer, um deinen
Verlust, dein Verlust dauert mich. Darum lasset uns das leid seyn, und Gnade
suchen mit Thränen, Judith 8, 12; lasset uns Reue empfinden. Für sie ist nur
leid, ich befürchte nur, daß ihr etwas Böses widerfahre. Man hatte mir ein
Bißchen leid vor ihnen gemacht, man hatte mir einigen Widerwillen, einiges
Mißtrauen gegen sie beyzubringen gesucht. Es thut mir leid, es reuet mich, es
kränket mich. Für dich ist mir nur leid, bange. Lassen sie sich nicht leid
seyn, Weiße, fürchten sie sich nicht. Lassen sie es sich nicht leid seyn,
bereuen sie es nicht. Anm. Verschiedene Sprachlehrer geben dieses Wort in
seiner heutigen Gestalt für ein Beywort aus, welches nur in der ersten und
vierten Endung üblich sey. Allein warum nennen sie es nicht lieber gerade zu
ein Nebenwort, da es sich nur allein den Zeitwort beygesellet? Die zweyte und
dritte Staffel waren ehedem üblich; jetzt höret man sie nur noch in der
niederigen Sprechart.
S. das folgende. [
2007-2008]