Der Lauf
Der Lauf,
[
1931-1932] des -es, plur. die Läufe, von
dem Zeitworte laufen. 1. Die Handlung, oder vielmehr der Zustand da ein Ding
läuft; gemeiniglich, einige wenige Fälle ausgenommen, ohne Plural. 1) In
eigentlicher und weiterer Bedeutung, der beschleunigte Gang eines Thieres, die
schnelle Bewegung eines Körpers; wo es in den meisten Fällen üblich ist, in
welchen das Zeitwort gebraucht wird. Einen Hasen im vollen Laufe schießen.
Jemanden im vollen Laufe aufhalten. Stracks Laufs, für hurtig, auf der Stelle,
Apostelg. 16, 11, Kap. 21, 1, ist im Hochdeutschen ungewöhnlich. Schafe nach
dem Laufe verkaufen, wie sie einzeln aus der Hürde heraus kommen, ohne sie
auszusuchen. Den Lauf eines Flusses hemmen. Den Lauf der Sterne beobachten,
ihre kreisförmige Bewegung. Sich auf den Himmelslauf verstehen, auf den Lauf
der Himmelskörper. Der schnelle Lauf der Zeit. Ottfried gebraucht in dieser
eigentlichen Bedeutung das Wort Louft auch im Plural: Folgeta in then louftin.
2) Figürlich. (a) *) Die Begattung der Thiere und die Zeit, wenn sie sich zu
begatten pflegen; eine im Hochdeutschen ungewöhnliche Bedeutung, in welcher
Luther dieses Wort einige Mahl gebraucht. Wenn der Lauf der Frühlingsherde war,
1. Mos. 30, 41. In der Spätlinge Lauf, V. 42. Wenn die Zeit des Laufs kam, Kap.
31, 10. (b) Der Fortgang einer Sache. Der Tod unterbrach den Lauf der Siege
Alexanders, oder, unterbrach die Siege Alexanders in ihrem besten Laufe. Was
seiner eingebildeten Glückseligkeit in ihrem Laufe entgegen stehet. Seiner
Einbildungskraft freyen Lauf lassen. Der Gerechtigkeit ihren Lauf lassen. Ich
will der Sache ihren Lauf lassen. Am Ende unsers Laufes, unsers Lebens. Der
Lebenslauf, der Erfolg der Begebenheiten während des Lebens einer Person, und
deren Erzählung; in welcher Bedeutung man auch wohl im Plural die Lebensläufe
sagt. (c) In engerer Bedeutung, die in dem Wesen der Dinge gegründete
Bestimmung ihrer Veränderungen. Der Lauf der Natur, der ganze Inbegriff der
Veränderungsgesetze aller erschaffenen Dinge. Man bemerket, daß in dem gemeinen
Laufe der Dinge einerley Erfolge oft wieder kommen. Der Lauf der Welt, oder der
Welt Lauf, die Gewohnheit der Menschen in der Welt, ihre gewöhnliche Art zu
denken und zu handeln. (b) In den Zusammensetzungen Zeitläufte, Kriegesläufte,
ist noch das sonst veraltete Lauft, aber nur allein im Plural üblich.
Kriegsläufte, Krieg und Kriegszeiten. Zeitläufte, die Zeiten in Ansehung der
Veränderungen in denselben. Im Oberdeutschen ist es auch außer der
Zusammensetzung üblich. Wegen damahliger trübseliger Läufte, Gryph. d. i.
Zeitumstände. Nieders. Luften. 2) Das Werkzeug, vermittelst dessen ein Thier
läuft; in welcher Verstande die Jäger die Beine aller vierfüßigen wilden Thiere
Läufe und Läufte zu nennen pflegen. Der Hinterlauf oder Hinterlauft, der
Vorderlauf oder Vorderlauft. Einem Hasen einen Lauf abschießen. 3) Dasjenige
worauf ein Ding läuft, oder sich schnell bewegt, ingleichen der Raum, in
welchem es läuft, in verschiedenen einzelnen Fällen. Der Lauf eines Flusses,
dessen Bett oder Canal; besonders im Niederdeutschen. Ein von Bretern gemachter
Gang für die Karrenschieber wird häufig ein Lauf genannt. Bey den Jägern ist
der Lauf oder Laufplatz derjenige Platz, auf welchem das Wild bey dem Abjagen
vorlaufen muß. In der Anatomie ist der Lauf eines von den sieben Beinen des
Vorderfußes, welches sechs Seiten hat, und den Beinen des Schienbeines zur
Grundlage dienet; Os balistae, Astragalus. An einem Schießgewehre, besonders
kleinerer Art ist der Lauf die hohle Röhre, in welche man die Kugel hinein
laufen lässet. An den Kanonen wird er die Seele genannt. Bey den Mörsern
hingegen behält er den Nahmen des Laufes, wo er der Kammer und dem Stoße oder
Boden entgegen gesetzet wird. Die Siebmacher pflegen den runden Reifen eines
Siebes, welcher sonst die Trommel heißt, auch den Lauf zu nennen; und an den
Mühlen ist der Lauf oder die Zarge die breterne Einfassung des untern
Mühlsteines, gegen welche der Läufer oder der obere Mühlstein das gemahlne
Getreide, so wie es zermalmet hat, hinstößet. Es siehet dahin, ob das Wort Lauf
in diesen letzten Fällen, wo es einen hohlen Raum bedeutet, nicht vielmehr zu
einem andern Stamme gehöret, von welchen auch Laube, in der
[
1933-1934] Bedeutung eines bedeckten Raumes, herkommt.
Lop, Löp ist im Schwed. und Los im Liefländischen ein Getreidemaß, welches dort
den sechsten Theil einer Tonne hält.
S. Lof. Anm. Als das Abstractum von laufen, im Nieders.
Loop, im Dän. Lop, und im Schwed. Lopp. [
1933-1934]