Lauern
Lauern,
[
1931-1932] verb. reg. neutr. mit dem
Hülfsworte haben. 1) Scharf auf etwas sehen oder hören, um es zu Gesicht zu
bekommen oder mit dem Gehöre zu entdecken, und in weiterer Bedeutung, warten
bis etwas geschehe. Auf etwas lauern, warten bis man es erblickt. An der Thür
lauern, horchen. Auf eine bequeme Gelegenheit lauern. Gemeiniglich gebraucht
man es auch in dieser allgemeinen Bedeutung nur im Scherze oder nachtheiligen
Verstande. (
S. auch Ablauern und Belauern.) 2) In engerer und
gewöhnlicherer Bedeutung, im Verborgenen zu eines andern Schaden oder Untergang
lauern, warten bis einem andern Dinge ein Übel widerfahre, oder um demselben
selbst ein Übel zuzufügen. Die Katze lauert auf die Maus, der Fuchs auf die
Hühner. Wenn jemand Haß trägt wider seinen Nächsten und lauert auf ihn, und
macht sich über ihn u. s. f. 5. Mos. 19, 20. Einem auf den Dienst lauern, ihm
nachstellen, auf Gelegenheit lauern, ihm zu schaden.
S. auch Lauschen. Anm. Im Nieders. luren, gluren,
kukeluren, im Dän. lure, Schwed. lura, Engl. to leer und lurk, Isländ. hlera.
Es ist das Intensivum von dem noch in der Oberpfalz üblichen lauern, sehen,
welches mit dem Oberd. lugen, sehen, genau verwandt ist. Es bedeutet also
eigentlich lange und scharf auf etwas sehen. (Siehe Beluchsen und Lugen.) Es
ist also zunächst von dem Sehen hergenommen, so wie das verwandte Lauschen
zunächst von dem Sinne des Gehöres entlehnet ist. Im Schwed. bedeutet Ljura das
Fenster, welches im Slavon. Djura heißt, woraus sich zugleich das Nieders.
türen für lauern erklären lässet. Unser lauern ist mit dem Nieders. luren,
gluren, plieren, und Engl. to leer und lower, mit zusammen gedruckten Augen
sehen, ingleichen tückisch ansehen, genau verwandt, indem solche nur besondere
Arten der scharfen Bemühung zu sehen sind. Lauren für lauern ist ein Fehler
harter Mundarten. Das Nieders. luren hat noch zwey andere Bedeutungen, welche
allem Ansehen nach von verschiedenen Stämmen sind. Es bedeutet auch, 1)
ankörnen, anlocken, und figürlich mit falscher Hoffnung betrügen, wo es mit dem
Franz. leurrer und Engl. to lure, einerley ist. Hier ist es ohne Zweifel aus
dem Hochdeutschen ludern zusammen gezogen indem die Niedersachsen das d
zwischen zwey Vocalen in tausend andern Fällen zu verbeißen pflegen. 2) Träge,
unlustig seyn, wo es aus lau, faul, träge, entstanden zu seyn scheinet. Im
Schwed. ist Lurk ein träger fauler Mensch.