Der Lappen
Der Lappen,
[
1905-1906] des -s, plur. ut nom. sing.
Diminut. das Läppchen, Oberd. Läpplein. 1) Ein jedes weiches, biegsames, herab
hangendes Stück ohne bestimmte Gestalt. Der Lappen oder das Läppchen des Ohres,
das Ohrläppchen, der weiche herab hangende Theil des äußern Ohres; Lobus. Die
herab hangenden Ohren der Hunde sind gleichfalls unter dem Nahmen der Lappen
bekannt, besonders bey den Jägern. Die Lappen der Leber, Lobi Hepatis, die aus
zusammen gewachsenen Drüsen bestehenden Trauben der Leber. Das Bartläppchen des
Hühnerviehes, die unter dem Schnabel herab hangende Haut. Bey den Fleischern
sind die Lappen dünne Stücke Fleisch, welche aus dem Bauche und Wanste des
Rindviehes heraus gehacket werden. In der Kräuterkunde sind die Lappen,
Laciniae L. herab hangende Theile der einblätterigen Blumen, zum Unterschiede
von den bloßen Einschnitten. 2) Ein Stück Tuch oder Leinwand von bestimmter
Gestalt; gewöhnlich nur noch in einigen einzelnen Fällen. In Elsaß nennen die
Rhein-Schiffer, dem Schilter zu Folge, ihre Segel Lappen, und da ist der
Lappenmann auf einem Rhein-Schiffe derjenige, welcher die Aufsicht über die
Segel hat. Bey den Jägern sind so wohl Tuchlappen als Federlappen üblich. Diese
bestehen aus einer Menge paarweise an eine lange Schnur geknüpfter Federn; jene
aber aus langen aber dabey schmalen Streifen Leinwand, welche an eine Leine
genähet werden, und durch ihre Bewegung das Wild abschrecken. Ein Wild gehet
durch die Lappen, wenn es dessen ungeachtet durchsetzet; daher man auch im
gemeinen Leben von jemanden, der entwischet oder glücklich davon gekommen ist,
sagt, er sey durch die Lappen gegangen. Im verächtlichen Verstande nennet man
auch wohl jedes Stück Zeuges, oder ein jedes Kleidungsstück einen Lappen.
Figürlich wird bey den Schlössern auch der viereckte Theil eines Thürbandes,
welcher in das Holz getrieben wird, der Lappen genannt. 3) Ein herab hangendes
Stück Zeuges an einem Kleide von unförmlicher Gestalt, besonders ein herab
hangendes Stück von einem zerrissenen Kleide oder Zeuge. An einem zerrissenen
Kleide hangen die Lappen herunter. Ingleichen kleinere Stücke Zeuges ober
Leders von unförmlicher Gestalt, Abgänge von allerley Arten Zeuges. Niemand
flicket einen Lappen von neuem Tuch an ein alt Kleid, Marc. 2, 21. Seidene,
leinene, wollene Läppchen. Ein Fußlappen, Schuhlappen, ein Stück Zeuges von
unförmlicher oder doch unbestimmter Gestalt, die Schuhe damit abzuwischen. Ein
Waschlappen, Küchenlappen u. s. f. Im Oberdeutschen werden auch die Stücken
Leder, welche man zum Ausbessern des Schuhe und Schuhsohlen gebraucht, Lappen
genannt.
S. das folgende Zeitwort. Anm. Im Nieders. gleichfalls
Lappen, im Engl. Lap, in den Monseeischen Glossen Lappa, im Angels. Laeppe, im
Dän. Lap, im Schwed. und Isländ. Lapp, im Lat. in einigen Fällen Lobus, im
Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - , -
hier nichtlateinischer Text,
siehe Image - ; alle von lapp, schlaff, wegen der herabhangenden und
weichen Beschaffenheit. Lippe, Flabbe, ein herab hangendes Maul, Lumpen, ein
abgetragener Lappen, und andere sind genau damit verwandt. In einigen Gegenden
lautet dieses Wort der Lappe. Übrigens wird ein Lappen, so fern es ein
kleineres von einem größern abgeschnittenes oder abgerissenes Stück Zeuges von
unbestimmter Gestalt bedeutet, im Oberd. auch ein Fleck, ein Fetzen, ein Bletz,
ein Loden, und im Nieders. Palte, Pulte, Slunne, Slunte, Talter u. s. f.
genannt. In dem zu Basel 1523 gedruckten neuen Testamente Luthers wird dieses
Wort als ein unbekanntes durch Stück, Pletz, Lump, erkläret.
[
1907-1908]