Langen
Langen,
[
1901-1902] verb. reg. welches von dem
Nebenworte lang abstammet, und in doppelter Gestalt üblich ist. I. Als ein
Neutrum, mit dem Hülfsworte haben. 1. Länger werden; doch nur noch in einigen
Fällen des gemeinen Lebens.
Wenn der Tag beginnt zu langen, Kommt die Kälte erst gegangen.
Im Oberdeutschen auch für lang werden, d. i. lange däuchten,
von der Zeit. Die kurzen Stunden mir sehr langen. 2. Sich mit der Länge bis zu
etwas erstrecken. 1) Eigentlich, so wohl von der körperlichen Ausdehnung, als
auch von der Zeit, für reichen; am häufigsten nur im gemeinen Leben. Der Rock
langt bis auf die Fersen. Die Vohänge langen bis auf die Erde. Das Gebirge
langt bis an das Meer. Der Berg Sina langet bis gen Jerusalem, Gal. 4, 25.
Deine Gewalt langet bis an der Welt Ende, Dan. 4, 19. 2) Dem Werthe, der
Materie, der Güte nach. Hundert Thaler langen nicht weit. Das Geld langet nicht
so weit, ist dazu nicht hinlänglich. Der Zeug langet gerade noch zu Einem
Kleide. Bis dahin langet (erstrecket sich) meine Höflichkeit nicht, Less. Die
Zeit meiner Wallfahrt langet nicht an die Zeit meiner Väter in ihrer Wallfahrt,
1 Mos. 47, 9; d. i. kommt ihr der Dauer nach nicht gleich. Nach einer noch
weitern Figur auch für auskommen. Ich kann damit nicht langen. In beyden
Bedeutungen ist in der anständigern Sprechart dafür nun reichen üblicher. 3. In
engerer Bedeutung, mit ausgestreckter Hand an etwas reichen. 1) Eigentlich, wo
in der anständigern Sprechart gleichfalls reichen üblicher ist. Ich kann nicht
so weit langen. Ich kann schon bis dahin langen. Ingleichen die ausgestreckte
Hand an einen Ort hin bewegen. In die Schüssel langen. Nach etwas langen. Auf
den Tisch langen. 2) * Figürlich, mit dem Gemüthe, mit Unruhe begehren; wofür
doch jetzt verlangen üblicher ist. Das einfache langen kommt indeß in dieser
Bedeutung noch bey dem Notker vor, und im Schwed. heißt es auch noch länga.
S. Verlangen. II. Als ein Activum, in dem ersten Falle
der letzten dritten Bedeutung, mit ausgestreckter Hand darreichen; gleichfalls
nur im gemeinen Leben, für reichen, geben. Lange mir den Hut. So auch in den
Zusammensetzungen ablangen, auflangen, herlangen, hinlangen, zulangen. Auch
figürlich, doch auch nur im gemeinen Leben, hingehen und hohlen, oder bringen.
Ich will immer gehen und die Forellen aus dem Fischhälter langen, Gell. Das
Hauptwort die Langung ist nur in den Zusammensetzungen üblich.
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1901-1902]