2. Lachen
2. Lachen,
[
1857-1858] verb. reg. neutr. welches das
Hülfswort haben erfordert, eine angenehme und durch Luft erregte Erschütterung
der Nerven durch Verlängerung und Öffnung des Mundes, und zuweilen auch durch
einen damit verbundenen inarticulirten Schall an den Tag legen. 1. Eigentlich.
Auf jemanden lachen, ihn lachend ansehen. Über etwas lachen, die Empfindung des
Lustigen oder Possierlichen an einer Sache durch Lachen ausdrucken. Sich des
Lachens nicht enthalten können. Jemanden lachen machen, ihn zum Lachen bewegen,
wofür man im gemeinen Leben, aber irrig, sagt, ihn zu lachen machen. Auf
jemandes Unkosten lachen, über ihn. Überlaut lachen, aus vollem Halse lachen,
ich möchte mich zu Tode lachen, sich halb krank lachen, sich aus dem Athem
lachen u. s. f. sind Ausdrücke eines heftigen Grades des Lachens, zu welchem
auch die niedrigen R. A. gehören. man möchte sich vor Lachen ausschütten, man
möchte sich darüber bucklich lachen, vor Lachen bersten wollen. Das Sardonische
Lachen, eine krampfige Zusammenziehung der Gesichtsmuskeln, welche dem Lachen
gleicht, und gemeiniglich aus Verwunderung oder Entzündung des Zwerchfelles
entstehet. Es hat den Nahmen von einem in Sardinien wachsenden Kraute, Apium
risus, dessen Genuß solche Krämpfungen des Gesichtes verursacht. Ein geringer
Grad des Lachens, welcher bloß in Verlängerung und Öffnung des Mundes ohne
damit verbundenen Schall bestehet, ist oft auch ein Merkmahl der Freude, des
Vergnügens, der Freundlichkeit, des Wohlwollens u. s. f. Einem etwas mit
lachendem Munde sagen. Über etwas in das Fäustchen lachen, im gemeinen Leben,
sich heimlich darüber freuen, besonders über den Schaden eines andern. Der
Gegenstand, über welchen man lacht, stehet im Oberdeutschen häufig in der
zweyten Endung.
Des wirt noch gelachet Innekliche, Walther von der Vogelweide.
Welches auch wohl in der höhern Schreibart der Hochdeutschen
nachgeahmet wird, besonders wenn das Lachen ein Merkmahl der Verachtung und
Verspottung ist. Der im Himmel wohnet, lachet ihrer, Ps. 2, 4, O! wie lach' ich
der Thoren! Kleist. Der andre Nachbar lachte sein, Gell.
Wenn ungezähmte Bosheit der sanften Warnung lacht, Dusch.
Jetzt lachen wir des Winters Wuth, Zachar.
2. Figürlich. 1) Sich freuen, fröhlich seyn. Mag doch sein
Vermögen an lachende Erben kommen, an fremde. Ingleichen scherzen. Die
Dichtkunst
Lacht alte Thoren weis' und Schamvergeßne roth, Dusch.
2) Günstig, gewogen seyn; in der dichterischen Schreibart.
Dem das Glück nicht will nach Wunsche lachen, Canitz.
3) Durch eine angenehme Gestalt Vergnügen und angenehme
Empfindung erwecken; gleichfalls nur in der höhern Schreibart. So lachen die
Fluren, wenn der Mond aus Wolken hervor geht, Geßn. Eine lachende Aussicht. Ein
lachender Frühling. Die Redlichkeit lachte auf seiner Stirn, und Freude und
Zufriedenheit im Auge, Geßn. Alles lacht Anmuth für mich, Zach. Anstatt des
Vorwortes für auch wohl mit der dritten Endung der Person.
Nun lacht ihm weiter keine Flur, Gell.
Bares Geld lacht, sagt man auch im gemeinen Leben, d. i. es
lockt, es reitzt den Verkäufer, seine Waare um einen billigen Preis zu geben.
Anm. Im Tatian lahhan, im Notker lachen, im Nieders. gleichfalls lachen, bey
dem Ulphilas hlahjan, im Isländ. hleja, im Engl. to laugh, im Angels. hlihan,
hlahan, schon im Hebr. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - im
Dän. und Schwed. ohne Hauchlaut le und lee, im Griech. -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - , wo die Vorsylbe -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - das Gothische, Isländische und
Angelsächsische h ist. Es ist entweder eine Nachahmung des durch lautes Lachen
verursachten Schalles, oder druckt auch zunächst die mit dem Lachen verbundene
Entblößung der Zähne aus, da es denn mit blecken und dem vorigen Zeitworte
Eines Geschlechtes seyn würde. In den gemeinen Mundarten hat man viele Wörter
die besondern Arten und Stufen des Lachens auszudrucken. Einige sind schon bey
Lächeln angeführet worden. Laut und unanständig lachen, heißt im Nieders.
schachern; (
S. Schäkern,) mit einem zitternden an den Gaumen
angestoßenen Schalle lachen, im gemeinen Leben der Hochdeutschen kicheln,
kichern, im Oberd. kutten, im Nieders. hucheln, hiddiken, gniddern, gnitken;
höhnisch lachen, im Westphäl. [
1859-1860] gnesen; mit
verzogenem Gesichte lachen, im Nieders. grinen, im Oberd. greinen u. s. f.
[
1859-1860]