Die Krone
Die Krone,
[
1793-1794] plur. die -n, Diminut. das
Krönchen, Oberd. Krönlein. 1. Ein Kreis, eine kreisförmige Fläche, ein
kreisförmiges Ding; doch nur noch in einigen Fällen. So wird der Hof um den
Mond oder die Sonne auch zuweilen die Krone genannt. (
S. Hof.) In der Geometrie ist es eine Figur, welche von
den Peripherien zweyer Zirkel eingeschlossen wird, welche einen Mittelpunct,
aber zweyerley Radios haben. An den Pferden heißt der Ring oder Kranz von
Haaren gleich über dem Hufe die Krone, bey andern aber der Saum, ingleichen der
Preis. Im Oberdeutschen ist auch der Rosenkranz unter dem Nahmen der Krone
bekannt. 2. In engerer Bedeutung, der obere hervor stehende runde Rand eines
Dinges; gleichfalls nur in einigen Fällen. In der Baukunst ist das Krönchen
oder Krönlein eine Art eines Kranzes, welcher einen halben Pfeiler oder zur
Zierde bedecket. Das obere Gesimse an einer Buchdruckerpersse heißt die Krone,
und im Franz. le Chapeau. Im Festungsbaue ist die Krone der oberste Rand der
Brustwehre. Auch der oberste Theil eines Bienenstockes führet diesen Nahmen.
Der obere aus mehr als zwey Zacken bestehende Theil eines Dinges wird in
manchen Fällen gleichfalls eine Krone genannt. Die obersten Enden eines
Kirchgeweihes, wenn sie aus mehr als zwey Zacken bestehen, heißen Kronen, zum
Unterschiede von den Gabeln, welche nur zwey Enden haben;
S. Krongehörn, Kronhirsch. Im Forstwesen sind die Gipfel
des Schwarzholzes unter diesem Nahmen bekannt, da denn dieses Wort auch
figürlich für Jahr gebraucht wird. Der Schlag steht in der dritten, vierten,
zehnten Krone, wenn er so viele Jahre alt ist. 3. In noch engerer Bedeutung hat
eine Art der Hauptzierden schon von den ältesten Zeiten an den Nahmen der Krone
geführet. 1) In der weitesten Bedeutung war die Krone ursprünglich eine Art
Binde, noch mehr aber ein Kranz, welcher von verschiedenen Personen bey
verschiedenen Gelegenheiten getragen wurde, alle Mahl aber ein Zeichen des
Vorzuges, der Ehre und der Würde war. (a) Eigentlich. Die Götter der Alten
wurden mit Kronen oder vielmehr mit Kränzen von allerley Bäumen und Gewächsen
abgebildet. Man krönte oder bekränzte das Opfervieh, die Altäre, die Gefäße u.
s. f. Die Priester trugen eine Krone oder einen Kranz, wenn sie opferten, und
vermuthlich stammet daher die Krone der heutigen Katholischen Geistlichen,
welche in einem Ringe von abgestutzten Haaren um die Platte bestehet, und im
mittlern Lat. Corona clericalis genannt wird. Personen, welche in allerley
Wortspielen den Preis davon trugen, bekamen eine Krone oder einen Kranz von
Kräutern oder Baumzweigen, welche nach der Beschaffenheit der Spiele
verschieden waren; daher in der Deutschen Bibel die Seligkeit als die Belohnung
der geistlichen Ritterschaft so oft eine Krone genannt wird. Da wir für diese
ringförmigen Zierden aus dem Gewächsreiche das Wort Kranz haben, so sollte man
es in diesem Falle niemahls mit dem Worte Krone verwechselt, sondern diesem die
folgende vorzügliche Bedeutung allein laßen. So- wollte ichs auf meine Achsel
nehmen und mir wie eine Krone umbinden, Hiob 31, 36; und mir wie Ehrenkränze
umbinden, Michael. (b) Figürlich. (aa) Dasjenige, was einer Person zur
vorzüglichen Ehre gereicht. Ein fleißiges Weib ist eine Krone ihres Mannes,
Sprichw. 12, 4. Graue Haare sind eine Krone der Ehren, Kap. 16, 31. Sey mir
gegrüßt, Augusta, meine Krone, Raml. (bb) Das vorzüglichste unter mehrern
seiner Art, besonders so fern dadurch der ganzen Art Ehre zuwächset. Abrast ist
die Krone aller gelehrten Männer, Iris die Krone aller tugendhaften Frauen,
Sonnenf. 2) In engsten und vorzüglichsten Verstande ist die Krone ein
Ehrenzeichen der höchsten Häupter der Erde. (a) Eigentlich, wo sie gemeiniglich
aus Gold verfertiget wird, und zunächst aus einem breiten Reife bestehet,
dessen oberer Rand bey Königen anstatt der ehemahligen Zacken mit Blättern
versehen ist, über welche sich bey der kaiserlichen Krone noch runde Bügel
befinden, welche die Krone oben schließen. Die päpstliche Krone ist dreyfach.
Churfürsten, Herzoge und Fürsten haben statt der Krone einen auf besondere Art
geformten Hut. In der Mapenkunst hat man zwar auch Grafenkronen, Ritterkronen,
adelige Kronen u. s. f. welche oft aus einem bloßen Reife bestehen, aber außer
dem Wapenschilde in keinem weitern Gebrauche sind. (b) Figürlich. (aa) Die
kaiserliche oder königliche Würde und die damit verbundene Macht und
Herrschaft. Zur Krone gelangen. Die Krone erlangen. Die Krone verlieren. Wo es
im engsten und gewöhnlichsten Verstande die königliche Würde und Macht
bedeutet. (bb) Der von einem mit der königlichen Würde bekleideten Fürsten
vorgestellte Staatskörper, das Königreich. Die Güter sind der Krone anheim
gefallen. Die Krone Spanien, die Krone Frankreich, die Krone England, die Krone
Pohlen, d. i. Königreich. Beyde Kronen sind uneinig geworden, beyde
Königreiche. (cc) Eine alte und noch jetzt hin und wieder übliche Art Gold- und
Silbermünzen, welche schon im dreyzehnten Jahrhunderte vorkommt, im mittlern
Lat. Coronatus; ohne Zweifel wegen des darauf geprägten gekrönten Brustbildes
des Münzherren. Man hat Goldkronen, Silberkronen, Sonnenkronen, Pistolet-Kronen
u. s. f. In Bern ist die Krone eine Rechnungsmünze, welche 25 Batzen oder 23
Groschen Conventions-Geld gilt. eine Holländische Krone gilt jetzt 1 Rthlr. 2
Gr und eine Engländische, Crown, 1 Rthlr. 12 Gr. den Louisdor zu 5 Thlr.
gerechnet. In Dänemark hat man halbe, ganze und doppelte Kronen von seinem
Silber zu 2, 4 und 8 Mark Dänisch, welche 1 Mark 1 Schilling, 2 Mark 2
Schilling, und 4 Mark 4 Schilling Lübsch gelten, und wo eine ganze Krone 18 Gr.
8 Pf. Conventions-Geld gilt. Von den ältern Münzen dieser Art kann Frisch bey
dem Worte Crone nachgesehen werden. (dd) Der Kopf selbst, derjenige Theil, auf
welchem die Krone oder Kränze getragen werden; doch nur in einigen im gemeinen
Leben üblichen R. A. Ich weiß nicht, was er in der Krone hat, d. i. was ihm
fehlet, was ihn so verdrießlich macht. Er hat was in der Krone, er hat einen
Rausch. Im Schwed. gleichfalls Krona. Im Walis. heißt der Scheitel Coryn, im
Engl. Crown of the head, im Span. Corona de la Cabeca. Daher es auch in der
Bedeutung des Kopfes oder Scheitels ein Überbleibsel der ältesten Bedeutung des
obersten Theiles einer Sache seyn kann. [
1795-1796] Anm.
Es ist sehr wahrscheinlich, daß die Deutschen dieses Wort aus dem Lat. Corona
entlehnet haben, daher es bey dem Ottfried auch noch Corona, bey dem Willeram
aber Corona lautet. Kero gebraucht dafür Era, Ehre, und der Angelsachse
Cynchelm, Königshelm. Aber es um deswillen noch mit einem C zu schreiben, ist
unnöthig, weil dieses Wort schon seit so langen Zeiten das Bürgerrecht erhalten
hat. Über dieß gehöret es zu dem Geschlechte der Wörter Kranz und rund, und
druckt zunächst den Begriff der Ründe aus, ohne doch den damit nahe verwandten
Begriff der Hervorragung und des Obertheiles auszuschließen. Im Wallis. ist
crown, cren, und im Irländ. cruiv, noch jetzt rund. Im Hebr. bedeutet
-
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - so wohl ein Horn, als
einen Kranz und eine Krone. [
1795-1796]