Der Krieg
Der Krieg,
[
1783-1784] des -es, plur. die -e. 1. *
Eigentlich, daß Geschrey; in welcher veralteten Bedeutung es zu dem alten
Chrey, Chri, Franz. Cri, Geschrey, zu dem vermittelst des Zischlautes daraus
gebildeten schreyen, und zu dem verwandten krähen, kreischen, kreißen u. s. f.
gehöret. Sege unde lof men horde kriegen, Segen und Lob man hörte schreyen,
eine gereimte Chronik in den Script. Brunsu. bey dem Frisch. De ön mit grotes
Loves Kriege untfenegn, die ihn mit einem großen Lobgeschrey empfingen, ebend.
De Luft erschall von Kriege grot, von großem Geschrey, ebend. Da nach einer
gewöhnlichen Figur Ausdrücke, welche eigentlich einen Schall bezeichnen, auf
Dinge angewendet werden, welche in das Gesicht fallen, so bedeutet Krik im
Nieders. der Schein, Glanz, und krieken, scheinen. Der Kriek van dem Tage, der
Anbruch des Tages. Auf eben die Art wird brechen, welches gleichfalls einen in
das Gehör fallenden Schall bezeichnet, mit seinen Ableitungen anbrechen, Pracht
u. s. f. von Dingen gebraucht, welche durch das Gesicht empfunden werden. 2.
Figürlich. 1) Zank, Streit; im Schwabenspiegel Krieg, wo auch kriegen
widersprechen ist, in einer Urkunde von 1400 Crieg, im Wendischen Kreh. In
diesem Verstande kommt es noch zuweilen vor. Errette mich von den bösen
Menschen, die Böses gedenken in ihrem Herzen, und täglich Krieg erregen, Ps.
140, 3. Woher kommt Streit und Krieg unter euch? Jac. 4, 1. Immer Streit und
Krieg haben. Besonders im Scherze. Wir wollen deßwegen keinen Krieg anfangen.
Ingleichen nach einer noch weitern Figur. Zu heftig oder zu wenig begehren und
verabscheuen ist ein innerlicher Krieg unsers Willens mit dem Verstande, Gell.
2) * In engerer Bedeutung, ein Streit vor Gerichte, ein Prozeß; im Schwabensp.
Krieg. Zu Kriege werden, in einen Prozeß gerathen, in de, Augsburgischen
Stadtbuche aus dem 13ten Jahrhunderte. Der mit dir will kriegen am Gericht, in
einer alten Übersetzung des neuen Testamentes bey dem Frisch. Der Krieg
Rechtens, ein Prozeß, der Kriegsvogt oder kriegerische Vormund, erkriegen,
durch einen Prozeß erhalten, und andere Ausdrücke mehr, kommen in den Schriften
der vorigen Zeiten noch häufig vor. Heut zu Tage aber ist es in dieser
Bedeutung veraltet. (
S. Kriegsbefestigung.) 3) Im gewöhnlichsten Verstande,
der Zustand der öffentlichen Gewaltthätigkeiten zwischen Staaten oder
beträchtlichen Theilen derselben; im Gegensatze des Friedens. Es ist Krieg. Es
ist jetzt in ganz Europa Krieg. Krieg im Sinne haben. Krieg anfangen. Den Krieg
ankündigen. Krieg führen. Den Krieg in die Länge spielen. Viele Kriege geführet
haben. Im Kriege verwickelt, begriffen seyn. Einen Staat mit Krieg überziehen.
Sich zum Kriege rüsten. Den Krieg endigen. In den Krieg gehen, Kriegsdienste
nehmen. Jemanden in den Krieg schicken. Aus dem Kriege wieder nach Hause
kommen. Ein innerlicher, bürgerlicher Krieg, unter den Gliedern eines Staates.
Der kleine Krieg, die Streitereyen der ausgeschickten Parteyen. Der Landkrieg,
im Gegensatze des Seekrieges. Anm. In der letzten Bedeutung im Dän. und Schwed.
gleichfalls Krieg. Der Krieg hat in mehrern Sprachen seinen Nahmen von dem
Schreyen, entweder wegen des Geschreyes in den Gefechten, welches noch bey
vielen Völkerschaften üblich ist, oder überhaupt von dem mit dem Kriege
unzertrennlich verbundenen Geräusche. Dahin gehören das Griech. -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - bey dem Thesphrast, welches mit dem
Deutschen von einem und eben demselben Stamme herkommt, und -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - , welches eigentlich auch Geschrey
bedeutet, das Lat. Beilum, ohne Zweifel von bellen, schreyen, brüllen, und
andere mehr. Indessen ist es doch in dieser Bedeutung neuern Ursprungs, indem
es von dem 13ten Jahrh. nicht gefunden wird. Die Alten gebrauchen dafür Orlog,
(
S. dieses Wort,) Wig, Volkeswig, von wegen, bewegen,
Werre, Engl. War, Franz. Guerre, Ital. Guerre, von wirren, verwirren, welches
eigentlich auch eine Onomatopöie ist, und andere Ausdrücke mehr.
[
1785-1786]