Der Kranz
Der Kranz,
[
1753-1754] des -es, plur. die Kränze,
Dimin. das Kränzchen, Oberd. Kränzlein. 1. In der weitesten Bedeutung, ein
Ring, Reif, oder ähnliches kreisförmiges Ding. 1. Eigentlich, wo es nur noch in
einigen einzelnen Fällen üblich ist. In der Mechanik werden die ringförmigen
Seiten des Wasserrades, zwischen welchen sich die Schaufeln befinden, der Kranz
genannt. In den Rücken ist der Strohlkranz ein von Stroh gewundener Ring,
Kessel u. s. f. darauf zu setzen. Pechkränze sind in der Kriegskunst ähnliche
von brennbaren Sachen verfertigte, in Harz und Pech getauchte Ringe, Häuser
damit anzuzünden. Der Kosenkranz, in der Römischen Kirche, bestehet aus kleinen
Kügelchen, welche auf eine Schnur gereihet sind, (
S. dieses Wort.) Und noch in andern Fällen mehr. 2)
Figürlich werden in der vertraulichen Sprechart freundschaftliche oder
gesellschaftliche Verbindungen unter mehrern, wo eine gewisse Obliegenheit
unter den verbundenen Personen nach der Reihe herum gehet, im Diminut, ein
Kränzchen genannt. So hat man Kränzchen zum Schmausen, zum Spielen, zu
musikalischen Belustigungen u. s. f. wo die Gesellschafter zu bestimmten Zeiten
bey einem unter ihnen, so wie ihn die Reihe trifft, zusammen kommen. Ein
Kränzchen haben. In das Kränzchen gehen. 2. In engerer Bedeutung, ein solches
kreisförmiges Ding, so fern es den obern Theil eines andern Dinges als eine
Zierde umgibt. 1) Überhaupt, wo es gleichfalls nur in einigen eingeführten
Fällen üblich ist, und auch von solchen Verzierungen dieser Art gebraucht wird,
wenn sie gleich eine andere als eine runde Gestalt haben. Dahin gehöret der
Kranz eines Thrones oder eines Himmelbettes, der obere oft viereckige erhabene
Theil, von welchem die Vorhänge herunter hängen. In der Baukunst heißt der
obere Theil des Hauptgesimses der Kranz. An den Ziegelöfen ist der Kranz eine
Einfassung von Mauerziegeln oberhalb des Schlosses. Die Lade des Bundes hatte
einen goldenen Kranz oben umher, 2 Mos. 25, 11; so wie der Tisch in der
Stiftshütte, V. 24, 25, und der Rauchaltar, Kap. 30, 3. 2) In der engsten
Bedeutung, so fern ein solches Werk eine Zierde des Hauptes ist, wo die aus dem
Pflanzenreiche gewundenen Kränze mancher Art ehedem ein Zeichen des Sieges, der
Ehre und der Würde waren und den nachmahligen Kronen den Ursprung gegeben
haben. * Der Lorberkranz war von Alters her ein Ehrenzeichen der Dichter, so
wie der Epheukranz der Trinker, welcher letztere noch jetzt öffentlichen
Häusern, wo Wein geschenket wird, zum Zeichen dienet. Ein guter Wein braucht
keines Kranzes. Besonders waren die Kränze von Blumen von je her ein Zeichen
der jugendlichen festlichen Freude, so wie sie es noch jetzt sind. Einen Kranz
winden, flechten, binden. Sich mit Kränzen schmücken. (
S. Erntekranz.) In noch engerm Verstande ist der Kranz
ein Ehrenzeichen der jungfräulichen Reinigkeit; daher weibliche Personen, deren
guter Nahme vor der Welt unbesteckt ist, am Tage der Hochzeit mit einem Kranze
erscheinen, welcher ehedem von Blumen war, jetzt aber aus Draht, Edelsteinen u.
s. f. in Gestalt einer kleinen Krone bestehet; daher Kranz auch figürlich die
jungfräuliche Ehre bedeutet. Eine Person weiblichen Geschlechtes kommt um den
Kranz, wird um den Kranz gebracht, verliert das Kränzchen, wenn sie in Unehren
geschwängert wird, weil sie dadurch das Recht verlieret, am Tage der Hochzeit
einen Kranz zu tragen. Der Strohkranz wird an manchen Orten liederlichen
Weibesbildern bey ihrer Verzweiflung zum Zeichen der Schande aufgesetzt. Anm.
Bey der Winsbeckinn in der engsten Bedeutung schon Kranz, im Schwed. und
Isländ. Krans. Im Böhmischen ist Kransek ein Ring. Es gehöret mit Krone, Kreis
und andern dieser Art, zu dem Geschlechte der Wörter Rand und rund, welche hier
nur den Gaumenlaut angenommen haben. Im Wallis. ist crwnn rund.
S. Krone. [
1753-1754]