Krank
Krank,
[
1749-1750] kränker, kränkeste, adj. et
adv. 1. Eigentlich, oder doch mehr eigentlich. 1) * Dünn, schmächtig, schlank.
Rose wengel muindel rot si hat Val har lang Kele blank Siten
krank, Graf Kraft von Toggenburg,
d. i. schlanke Seiten. Wird der rach (Rauch) dann gejagt von
der Kluft, so entzündet er sich un wa er krencker ist do beugt er sich als ein
Schlang, Buch der Natur 1483, für dünner. 2) * Schwach. Dietreich der ist zu
chlaine und zu chranc, Stryker. Menschlich lob ist dir ze krank, Bruder
Eberhart von Sar. Eine cranke Vestin, Jeroschin bey dem frisch. Ein kranker
Schein, Buch der Natur 1483. Stark fy gy, un ik byn kranck, Reinecke de Boß.
Bey den Jägern ist ein Thier krank, wenn es so sehr verwundet ist, daß es sich
zu verstecken sucht, sich nicht mehr zu entfliehen getrauet. 3) * Geringe, dem
Gehalte nach. In der Brem. Goldschmieds-Rolle von 1392, in dem Brem. Nieders.
Wörterb. heißt es von gutem seinen Silber, behalven dat de lödige Mark ein lodt
kranker sy. In allen drey Bedeutungen ist es im Hochdeutschen längst veraltet.
2. Figürlich, wo es 1) von thierischen Körpern und deren Theilen gebraucht
wird, denjenigen Zustand derselben zu bezeichnen, da sie zu ihren gewöhnlichen
Verrichtungen ungeschickt sind, im Gegensatze des gesund. Einen kranken Fuß,
eine kranke Hand, einen kranken Kopf, einen kranken Magen haben. Von dem ganzen
Körper gebraucht man es nur, wenn sich die innern Theile des Leibes in diesem
Zustande befinden, weil nur alsdann eine eigentliche Schwäche damit verbunden
ist. Von einem Menschen, der z. B. eine Wunde am Fuße hat, sagt man wohl, er
habe einen kranken Fuß, aber nicht, daß er selbst krank sey, es müßten sich
denn die Folgen der Verwundung über den ganzen Körper verbreiten, und denselben
in denjenigen Zustand der Schwäche versetzen, welchen dieses Wort eigentlich
ausdruckt. Krank seyn. Krank darnieder liegen. Tödtlich krank seyn; im gemeinen
Leben, todtkrank, sterbenskrank. Ich liege auf den Tod krank, Gell. Am Fieber,
an der Schwindsucht, an den Blattern u. s. f. krank liegen. Krank von etwas
werden. Jemanden krank machen. Sich krank machen, d. i. stellen. Vor Liebe
krank seyn. Man möchte sich krank lachen, im gemeinen Leben, von einem hohen
Grade des Lachens. Ingleichen als ein Hauptwort. Ein Kranker, eine kranke
Person, oft auch ohne Unterschied des Geschlechtes oder Alters. Einen Kranken
pflegen, warten. Kranke gesund machen. 2) Nach einer noch weitern Figur, auch
von demjenigen Zustande der Kräfte der Seele, da sie zu ihren gewöhnlichen
Veränderungen untüchtig sind. Schonen sie meines kranken Kopfes, er kann heute
nicht vernünfteln. Wirkungen einer kranken Einbildungskraft. Am Gemüthe, am
Verstande krank seyn. Im Scherze auch von der Unvermögenheit in Ansehung des
zeitlichen Vermögens. Einen kranken Beutel haben, Mangel an barem Gelde haben.
Anm. In der zweyten Bedeutung im Nieders. und Schwed. krank, im Isländ.
krankur. Da der Begriff der Schwachheit in dieser ganzen Bedeutung der
herrschende ist, so ist es in derselben Figur von der mehr eigentlichen
Bedeutung des dünne und schlank, in welcher es allem Ansehen nach zu geringe,
dem Oberd. rahn und rahnig, und dem Nieders. rank, geschlank, gehöret; ohne
doch das Angels. crangan, seufzen, stöhnen, Schwed. klanka, und Engl. Grank,
die Klage, von der Verwandtschaft auszuschließen. Da es in allen Sprachen
nichts seltenes ist, daß ein Wort zwey verschiedene Begriffe ausdruckt, wenn
sie in einem dritten sehr sinnlichen Umstande mit einander überein kommen, so
bedeutet cranc im Engl. auch stark, gesund, munter. In einem 1477 in
Oberdeutschland gedruckten Vocabulario wird valere durch dogen (taugen) oder
krangken übersetzt; wohin auch das Griech. -
hier nichtlateinischer Text,
siehe Image - krank, schwach, bey dem Hesychius, gehöret, wo, wenn man das
-
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - privat. wegnimmt,
-
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - stark, gesund, bedeutet.
(
S. Ringen.) Bey dem Ottfried ist krankolen stolpern.
[
1751-1752]