Der Körper
Der Körper,
[
1727-1728] des -s, plur. ut nom. sing.
Dimin. das Körperchen, Oberd. Körperlein. 1) In der weitesten Bedeutung, ein
jedes aus Materie bestehendes Ding, im Gegensatze eines Geistes. In dieser
Bedeutung wird es besonders in den Wissenschaften gebraucht, wenn man von
Dingen dieser Art weiter nichts bestimmen will oder kann, als daß sie aus
Materie bestehen. Ein runder, ein viereckter Körper. Ein fester Körper, ein
flüssiger Körper. Harte, durchsichtige, elastische Körper. Die Himmelskörper,
die großen runden Massen, welche den unermeßlichen Raum des Himmels ausfüllen.
In der Geometrie sondert man auch noch den Begriff der Materie von den Körpern
ab, und schränkt sich bloß auf den Raum ein, den sie einnehmen, und da ist ein
Körper eine umgränzte stetige Größe, welche nach allen Gegenden zu ausgedehnet
ist. 2) In engerer Bedeutung wird der stärkere, dickere Theil eines Dinges in
manchen Fällen der Körper genannt, zum Unterschiede von dem schwächern oder
dünnern Theile; in welcher Bedeutung es vermuthlich eine Übersetzung des Franz.
Corps ist, und nur im Singular gebraucht wird. Die Spitze des Grabstichels der
Kupferstecher muß nicht allzu lang seyn, damit er Körper genug behalte, um
Widerstand thun zu können. Eine Farbe hat viel Körper, wenn sie viele färbende
Theile hat. Auch von einem kräftigen Weine, welchen man auf der Zunge gleichsam
fühlet, sagt man, daß er Körper habe. Der Rumpf eines Thieres und besonders
eines Menschen, im Gegensatze des Kopfes, der Arme und Beine, wird gleichfalls
der Körper genannt; wo auch der Plural üblich ist. 3) In noch engerer Bedeutung
ist der Körper der Leib eines Thieres und besonders eines Menschen, im
Gegensatze der Seele; die natürliche Maschine, mit welcher ein Geist verbunden
ist; in welchem Verstande es oft für Leib gebraucht wird. Einen starken,
schwachen, gesunden, flechen Körper haben. man muß seinem Körper die gehörige
Ruhe gönnen. Ein todter, ein entseelter Körper, der Leichnam.
S. Leib. Anm. In einigen Oberdeutschen Gegenden auch
Körpel, im Wallis. Corf, im Isländ. mit vorgesetzten r Krof, im Schwed. Kropp,
und mit vorgesetztem Zischlaute Skrof, im Latein. Corpus, im Franz. und Engl.
Corps. Der weit ausgedehnte Gebrauch dieses Wortes sollte glauben machen, daß
es nicht unmittelbar aus dem Latein. entlehnet sey, sondern mit demselben aus
Einer gemeinschaftlichen Quelle abstamme, zumahl da die Ableitungssylbe -er,
welche hier ein Ding, ein Subjekt bedeutet, völlig Deutsch ist. Indessen ist
doch wahr, daß es in den ältern Zeiten nicht vorkommt; Ottfried gebraucht dafür
in der dritten Bedeutung Lichinam. Das Schwed. und Isländ. Kropp und Krof
könnten auch wohl von einem andern Stamme herkommen, und durch den vorgesetzten
Gaumenlaut von dem Nieders. Räff, Reff, Rä, Angels. Hraew, bey den ältern
Oberdeutschen Hrao, Chreo, der Leib, Leichnam, ingleichen der Brauch, gebildet
seyn. Dem sey wie ihm wolle, so scheinet in der ersten Sylbe des Lat. Corpus
der Begriff der Erhöhung, der Hervorragung zum Grunde zu liegen, so daß es zu
dem Geschlechte des Wortes Korn gehören würde. [
1727-1728]