Kippen
Kippen,
[
1579-1580] verb. reg. welches auf eine
gedoppelte Art gebraucht wird. 1. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, wo
es eine Art eines Falles bedeutet, welcher theils durch Abgleitung von der
Grundfläche, oder durch deren Wegrückung, theils durch das Übergewicht auf der
einen Seite verursacht wird. Der Tisch kippt, das Glas kippt, ist in Bewegung
umzufallen. So auch in den Zusammensetzungen abkippen, umkippen, aufkippen,
niederkippen. Da es in allen diesen Fällen nur von kleinern Körpern üblich ist,
welche in und durch diese Art des Falles einen gewissen Laut hervor bringen,
der dem Klange dieses Wortes gleicht, so scheinet es zunächst diesen Laut
auszudrucken. Im gemeinen Leben auch keppen. Griech. -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - . 2. Als ein Activum. 1) Stoßen, doch
nur von gewissen Arten des Stoßes, wo der dadurch verursachte Laut durch dieses
Zeitwort nachgeahmet werden kann. So kippt man an einigen Orten die Ostereyer,
oder man kippt mit Ostereyern, wenn man zwey Eyer gelinde an einander stößet,
um zu sehen, welches ganz bleibet. 2) Einen Körper auf die Ecke oder scharfe
Seite heben; besonders so fern es mit der Spitze eines Hebels geschiehet. Am
häufigsten in den Zusammensetzungen aufkippen, umkippen. Es scheinet hier das
Intensivum von heben zu seyn, ohne doch die Onomatpöie auszuschließen. Indessen
kann es auch zu Kipf, Gipfel, u. s. f. gehören, weil diese Bewegung theils um
die scharfe Ecke des Körpers geschiehet, theils vermittelst der Spitze des
Hebels hervor gebracht wird. Im gemeinen Leben keppen. Anm. Das Nieders.
kippen, abhauen, gehöret nicht hierher, sondern zu kappen. Das gleichfalls
Nieders. kippen, welches im Osnabrückischen genau besehen, in andern Gegenden
aber figürlich aussuchen, auslesen, auswählen bedeutet, scheinet mit gaffen,
von dem Nieders. kieken, genau sehen, gucken, und den Hochdeutsche kiesen und
köhren, nur in der Ableitungssylbe unterschieden zu seyn, und sein Stammwort in
dem mit dem Zischlaute verlängert schauen zu finden.