Die Kehle
Die Kehle,
[
1531-1532] plur. die -n, Diminut. das
Kehlchen, eine jede Röhre, ja eine jede lange Vertiefung oder eingebogene
Fläche; wo es doch nur in einigen einzelnen Fällen üblich ist. 1) Eine
Vertiefung, welche durch zwey in einem Winkel zusammen stoßende Flächen, z. B.
durch zwey an einander laufende Dächer, hervor gebracht wird, heißt eine Kehle.
(
S. auch Kniekehle,) 2) In dem Festungsbaue ist die
Kehle, Franz. Gorge, der Eingang der besondern Festungswerke. Die Kehle eines
Bastion, eines Ravelins. 3) Bey den Werkleuten, Drechslern u. s. f. wird ein
jedes hohles oder eingebogenes Glied eine Kehle genannt. 4) Bey den Jägern ist
die Kehle oder Brücke die halbe Masche; welche an ein Treibezeug gestrickt
wird, damit die Hühner, wenn sie eingelaufen sind, nicht wieder zurück können.
5) Am üblichsten ist es so wohl von der Speise- und Luftröhre der Menschen und
Thiere, dem Schlunde, im Nieders. der Schluck, die Stroote (Straße,) als auch
von dem vordern Theile des Halses unter dem Kinne, hinter welchem der Eingang
der Kehle lieget, und welcher Theil bey den Fleischern der Stich, Griech.
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hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , genannt wird. Wenn von
den bey den Halsröhren die Rede ist, gebraucht man das Wort Kehle ohne
Unterschied so wohl von der Luft- als Speiseröhre. Eine rauhe, heisere Kehle
haben. Eine helle Kehle (Stimme) haben. Sich die Kehle schmieren, in den
niedrigen Sprecharten, trinken. Zuweilen bekommt die Luftröhre im gemeinen
Leben den Nahmen der unrechten Kehle, doch nur alsdann, wenn etwas fremdes in
dieselbe ge- rathen ist. Es ist ihm etwas in die unrechte Kehle gekommen. Sich
die Kehle abschneiden. Jemanden das Messer an die Kehle setzen, ihn in die
äußerste Verlegenheit bringen. Anm. In der letzten Bedeutung schon bey dem Kero
Chelu, bey dem Notker Chila, bey dem Willeram Chela, ehedem auch Giel, im
Angels. Ceole, Caele, im Engl. Keel, im Latein. Gula, im Nieders. mit
verdoppelten und verstärkten Hauchbuchstaben Käkel, Koggel, im Liefländ.
Kabkle, im Lettischen Kaklas, im Esthnischen Kael, im Hebr. -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - . Wer siehet nicht, daß mit diesem
Worte zunächst auf den hohlen Raum gesehen werde, und daß es daher zu dem
Geschlechte der Wörter Kaue, Kachel, Hals, Hohl u. s. f. gehöre.
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1533-1534]