2. Der Kegel
2. Der Kegel,
[
1529-1530] des -s, plur. ut nom. sing.
ein Wort, welches einen länglichen Körper bezeichnet, aber in verschiedenen
Bedeutung vorkommt. 1) * Es scheinet, daß dieses Wort ehedem einen Klotz
bedeutet habe; wenigstens kommt es bey dem Kaiserberg und andern Oberdeutschen
Schriftstellern mehrmals von einem groben ungeschickten Menschen vor, wovon
Frisch einige Beyspiele anführet, wenn es anders in dieser Bedeutung nicht zum
dem vorigen Worte gehöret. 2) An den Pferden wird das Armheim welches in das
Schulterblatt eingelenket, und mit dem dicken Fleische der Schulter bekleidet
ist, der Kegel genannt. 3) Bey den Schriftgießern und Buchdruckern ist der
Kegel dasjenige längliche Viereck, welches die Höhe des metallenen Buchstabens
ausmacht. 4) Bey den Büchsenmacher, ist die längliche Spitze der Pritsche an
dem Büchsenschlosse, welche vorne dünner ist als hinten, der Kegel. An den
Kanonen führet diesen Nahmen ein hölzernes Merkmahl, nach welchem dieselben
gerichtet werden, und welches die Stelle des Kornes an den Büchsen vertritt,
und auch das Dister genannt wird. Die runden oben dünnen Hölzer, womit das
Klöppeln und Wirken verrichtet wird, führet gleichfalls den Nahmen der Kegel.
5) Die langen oben dünnen Körper von Holz, welche zu einem sehr bekannten
Spiele gebraucht werden, und nach welchem man mit Kugeln wirft, führen
gleichfalls den Nahmen der Kegel. Ein Spiel Kegel, neun solcher Hölzer, als so
viel ihrer zu einem Spiele gehören. Kegel spielen oder schieben, im gemeinen
Leben kegeln. Die Kegel aufsetzen. Zwischen Kugel und Kegel, kommen, zwischen
Thür und Angel, sich in der Nothwendigkeit befinden, aus zwey Übeln eines zu
erwählen. So fern das Zeichen eines Bierhauses gemeiniglich ein solcher Kegel
ist, vielleicht weil bey Bierhäusern sich gemeiniglich auch eine Kegelbahn
befindet, wird auch ein jedes Bierzeichen, wenn es gleich nur ein Krug ist, der
Bierkegel genannt. 6) In der engsten Bedeutung ist in der Mathematik der Kegel
eine runde Pyramide, Conus. Ein stumpfer Kegel, im Gegensatze eines spitzigen.
Ein gerader Kegel, dessen Achse gerade stehet, Conus rectus. Ein schiefer
Kegel, Conus scalenus, dessen Achse schief stehet. Ein rechtwinkeliger Kegel,
dessen Achse dem halben Durchschnitte der Grundfläche gleich ist, Conus
orthogonius, rectangulus. Ein spitzwinkeliger Kegel, dessen Achse länger ist,
Conus acutangulus. Ein stumpfwinkeliger, dessen Achse kürzer ist. Anm. Französ.
Quille, im Engl. Kile, Kayle, im Schwed. Kaegla, im Dän. Kegle. Wachter glaubt,
es wäre durch Verlängerung des Wortes Keil entstanden. Nach Frischen ist es aus
Conus gebildet, Kegel für Kengel. Allein die Endsylbe -el, ist die
Ableitungssylbe, welche bald ein Werkzeug, bald auch das Ding selbst bedeutet.
Man hat also nur auf die Sylbe Keg zu sehen, welche überhaupt ein langes,
erhabenes Ding bedeutet, und mit Kugel genau verwandt ist. Da alle Wörter,
welche eine erhabene Fläche bezeichnen, auch zugleich eine vertiefte,
eingebogene ausdrucken, so gehöret auch Kachel mit seinen Verwandten hierher.
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1531-1532]