Kahl
Kahl,
[
1461-1462] -er, -este, adj. et adv. im
Gegensatze dessen, was rauch ist, der nöthigen Haare, Federn, oder des nöthigen
Laubes beraubet. 1. Eigentlich. Ein kahler Kopf, welcher von Haaren entblößet
ist. Ein kahles Kinn, ein unbärtiges. Hier vor meiner Hütte sey der Altar; ich
will mein kahles Haupt umkränzen, Geßn. Kahl seyn, kahl werden. Ein kahler
Hund. Kahle Vögel, welche noch keine Federn haben; in welchem Falle im
Oberdeutschen auch kack üblich ist,
S. dieses Wort. Der Pelz wird schon ganz kahl. Im Winter
sind die Bäume kahl, des Laubes beraubt. Kahles Tuch, welches keine Haare mehr
hat. Ein kahles, abgetragenes, abgeschabtes, Kleid. Ein kahler Berg, welcher
mit keinen Bäumen bewachsen, oder der Bäume beraubt ist. In weiterer Bedeutung
heißen die Rehe und Schmahlthiere bey den Jägern zuweilen kahle Thiere, weil
sie kein Geweih haben. 2. Figürlich. 1) Der nöthigen Gründe beraubt, im
verächtlichen Verstande. Eine kahle, ungegründete, Ausflucht, Ausrede,
Entschuldigung, Ursache; im mittlern Lat. calva occasto. Was er dagegen
eingewendet hat, könnte nicht kahler seyn, Less. Damit wirst du kahl bestehen,
du wirst wegen des Ungrundes deiner Entschuldigung zu Schanden werden. 2)
Geringe, schlecht, dem Werthe nach. Ein kahles Tractament. Es ging sehr kahl
zu, sehr dürftig, armselig. Kahle zwey Groschen, elende, geringe. Anm. In der
letzten figürlichen Bedeutung schon in dem Salischen Gesetze chala, in der
eigentlichen bey dem Notker chal, im Pohln. goly, bey den heutigen Persern
khal, und im Lat. calvus, woraus doch nicht folget, daß wir dasselbe erst von
den Römern erborget haben. Schon im Hebr. ist -
hier nichtlateinischer
Text, siehe Image - glatt, -
hier nichtlateinischer Text, siehe
Image - kahl, und -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image -
ein Barbier. Nimmt man den Übergang des l und r in einander als bekannt an, so
gehöret es zu dem alten kara, schneiden, woraus durch vorgesetzten Zischlaut
unser scheren entstanden ist. Im Hebr. ist -
hier nichtlateinischer Text,
siehe Image - gleichfalls kahl seyn.
S. Kerbe und Scheren.