Die Insel
Die Insel,
[
1385-1386] plur. die -n, Diminut. das
Inselchen. 1) * Ein einzeln gelegenes Ding; eine veraltete Bedeutung, welche
sich noch in dem Nahmen des Inselberges in Thüringen unweit Eisenach erhalten
hat, weil er in einer Ebene ganz frey und einzeln lieget. Im mittlern Lat. ist
Insula ein einzelnes, frey liegendes Haus, und das Franz. isole bedeutet
gleichfalls einzeln, frey stehend. 2) In engerer und gewöhnlicher Bedeutung,
ein mit Wasser umflossenes, folglich einzeln und abgesondert liegendes festes
Land. In diesem Verstande machen die drey alten Welttheile zusammen genommen
und die neue Welt nur zwey große Inseln aus, ob man sie gleich wegen ihrer
Größe gemeiniglich nicht Inseln, sondern festes Land zu nennen, und sie so wie
beträchtliche Theile derselben den Inseln entgegen zu setzen pfleget; weil man
erst in den späten Zeiten entdeckt hat, daß die Welttheile wirkliche Inseln
sind. Das Wort Insel ist also ein durch den Gebrauch eingeschränkter Ausdruck,
welcher nur kleinern mit Wasser umflossenen Ländern beygeleget wird. Eine große
Insel, in der Schiffahrt, deren Oberfläche zehen Grad und darüber enthält; eine
mittelmäßige Insel, deren Grad und darüber enthält; eine mittelmäßige Insel,
deren Oberfläche von Einem bis zu zehen Grad enthält; eine kleine Insel, oder
ein Inselchen, welche noch nicht Einen Grad enthält. Ehedem ist es noch nicht
ganz ausgestorben. Eine Insel in einem Flusse wird im gemeinen Leben ein Holm,
ein Schütt, ein Werder u. s. f. genannt. Luthers Inseln der Heiden sind die
Küsten der Abendländer. Anm. Bey dem Notker Isila, in dem alten Fragmente auf
Carln den Großen dem Schilter Insule, im Dän. Insel, im Engl. Isle, Island, im
Franz. Isle, im Latein. Insula, im Lettischen Salla, im Finnischen Salo. Man
leitet es gemeiniglich von dem Lat. ab; allein beyde sind vielmehr Töchter
einer ältern gemeinschaftlichen Mutter, so wie einzeln, ohne Zweifel das
Stammwort von beyden ist. [
1387-1388]