Die Hütte
Die Hütte,
[
1339-1340] plur. die -n, Diminut. das
Hüttchen, Oberd. Hüttlein. 1. In der weitesten und eigentlichen Bedeutung, ein
jeder von der Witterung bedeckter Ort, sich darin aufzuhalten, oder gewisse
Verrichtungen darunter vorzunehmen; es sey nun ein Gezelt, oder ein Gebäude,
ein Haus u. s. f. Er, (der Herr,) ein Schirm wider die Hitze, eine Hütte wider
den heißen Mittag, Sir. 34, 19. Ich will unter deinen (Gottes) Hütten ewiglich,
Ps. 61, 5. Gott gründet seine Hütte auf Erden, Amos 9, 6. Und so in vielen
andern Stellen mehr, wo es bald ein Gezelt bedeutet, bald aber auch eine
Wohnung überhaupt; wohin auch die Hütte des Stiftes gehöret, welche nach dem
heutigen Sprachgebrauche eigentlich ein Gezelt war, und daher auch in Michaelis
Übersetzung das Gezelt der Unterredung, oder die Wohnung des Gesetzes heißt. In
dieser weitesten Bedeutung ist es im Hochdeutschen veraltet, wo es nur noch
zuweilen in der edlen und dichterischen Schreibart in derselben vorkommt, doch
so daß alle Mahl etwas von dem verächtlichen Nebenbegriffe der folgenden
zweyten engern Bedeutung mit einschleicht, daher auch der Leib des Menschen, so
fern er als der Wohnort, der Aufenthalt der Seele betrachtet wird, in der
Deutschen Bibel mehrmahls unter dem Nahmen einer Hütte vorkommt. 2. In engerm
Verstande. 1) Verschiedene zu Werkstätten oder Fabriken bestimmte, und oft sehr
große und ansehnliche Gebäude sind noch unter dem Nahmen der Hütten bekannt;
entweder, als ein Überbleibsel der vorigen allgemeinen Bedeutung, oder auch so
fern sie ehedem in der folgenden Bedeutung nur Hütten waren, und es oft noch
sind. Dergleichen sind die Glashütte, wo Glas bereitet wird, die Ziegelhütte,
wo Ziegel gebrannt werden, die Kalkhütte, wo Kalk gebrannt wird, die Pechhütte,
Salpeterhütte u. s. f. Besonders die zu dem Bergbaue über der Erde gehörigen
Gebäude, in welchen das aus derselben geförderte Erz gepocht, gewachsen,
geschmelzet oder verarbeitet wird. Daher in manchen Zusammensetzungen das Wort
Hütte der Grube entgegen gesetzt wird; z. B. die Hüttenarbeiten, die zum
Bergbaue gehörigen Arbeiten über der Erde, im Gegensatze der Grubenarbeiten.
Nach Maßgebung der verschiedenen Verrichtungen bekommen diese Gebäude wieder
besondere Nahmen; dergleichen sind, die Bleyhütte, Eisenhütte, Gießhütte,
Gifthütte, Messinghütte, Seigerhütte, Schmelzhütte u. s. f. In der engsten
Bedeutung verstehet man im Bergbaue unter Hütte schlechthin die Schmelzhütte.
2) Ein, gemeiniglich auf kurze Zeit vor der Witterung bedeckter und
eingeschlossener Raum, allerley Verrichtungen darin vorzunehmen; dergleichen
aus Stroh, Rohr, Baumzweigen, Bretern u. s. f. verfertiget werden, und ein
Mittelding zwischen einem Gezelte und einem Gebäude in engerer Bedeutung sind.
(a) Eigentlich. In Hütten wohnen, wie noch von vielen herum ziehenden
Völkerschaften geschiehet, auch wohl von solchen, welche einen festen Wohnort
haben. Eine Feldhütte, eine Hütte im Felde, zum Aufenthalte des Feldwächters.
Die Lauberhütte der Juden, von grünen Zweigen, die Schäferhütte, des Schäfers
bey den Hürden, die Hundshütte, für Hunde, die Vogelhütte, worin sich die
Vogelsteller verbirgt u. s. f. Auf den Schiffen wird der oberste Theil über dem
halben Verdecke eines großen Schiffes die Hütte genannt, mit einem Französ.
Ausdrucke auch die Companie. Bey einigen heißt auch die Cajüte die Schiffhütte.
(b) Figürlich, ein jedes schlechtes, niedriges Gebäude, oft auch ein jedes
Gebäude mit Verachtung. Auch die niedrigste Hütte hat ihren Stolz, der bald zu
einer ansteckenden Seuche für die Kinder wird, Gell.
Der Vorzug weiser Sitten Macht alles herrlicher und adelt auch
die Hütten, Haged.
Anm. Bey dem Ottfried Hutto, bey dem Notker Hutta, im
Nieders. Hutte, im Angels. und Franz. Hutte, im Engl. Hut, im Dän. Hytte, im
Schwed. Hydda, im Pohln. Huta, im Böhm. Hutj, im Lettischen Guta, im Finnischen
Cota, im [
1341-1342] Esthnischen Kodda, im Wallis. Cwtt.
Es stammet von dem alten hutan, bedecken, ab, Engl. to hide, Griech. -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - , und bedeutet überhaupt einen jeden
vor der Witterung bedeckten Ort, welche Bedeutung auch Haus im weitern
Verstande hat, siehe Haus, Haut, der Hut und das Koth. Das Lat. Tugurium,
stammet auf ähnliche Art von tegere, bedecken, her. Mosheim und einige andere
machen die zweyte und dritte Endung im Singular nach Luthers Beyspiel in der
Deutschen Bibel der Hütten, welches aber ein Überbleibsel der Oberdeutschen
Mundart ist, welche auch Erde, Glaube, Wiege, Hure u. a. weibliche auf e auf
ähnliche Art decliniret. [
1341-1342]