Die Huth
Die Huth,
[
1337-1338] plur. die -en, von dem
folgenden Zeitworte hüthen. 1. Die Handlung des Hüthens, in allen Bedeutungen
dieses Zeitwortes, und ohne Plural. 1) In der allgemeinen Bedeutung, die
Handlung, da man durch seine Gegenwart durch Beobachtung ein Übel von einem
Dinge abzuwenden sucht; in welcher Bedeutung es im Hochdeutschen größten Theils
veraltet ist. La mich niht us diner huot, Jacob von Warte, aus deiner Aufsicht,
aus deinem Schutze. Eine Sache in seiner Huth haben, in seiner Aufsicht,
Verwahrung.
Doch den Befehl hielt ich mit Fleiß in Huth, Opitz,
befolgte, beobachtete ihn.
Da er das merkt, ging er mit Huth Weißlich wieder auf die
eben, Theuerd. Kap. 56.
mit Behuthsamkeit. Nur Hagedorn sagt noch:
Daß er zu treuer Huth den falschen Freund empfohlen.
S. Obhuth, welches noch zuweilen in dieser Bedeutung
vorkommt. Im Osnabrückischen ist die Huth, Nieders. Hode, noch jetzt der
obrigkeitliche Schutz. Jeder Unterthan muß sich daselbst in eine gewisse Hode
oder Huth begeben, wenn nicht sein Vermögen nach seinem Tode, wenn er hodenlos
oder huthlos stirbt, eingezogen werden soll. Dergleichen huthlose Unterthanen
werden daselbst Biesterfreye genannt. Besonders gebrauchte man es ehedem für
Bewachung, Wache, so fern es eine Handlung bezeichnet; welche Bedeutung in der
Deutschen Bibel mehrmahls vorkommt. Darum sollen die Leviten der Huth warten an
der Wohnung des Zeugnisses, 4 Mos. 1, 53. Wir behalten die Huth des Herren
unsers Gottes, 2 Chron. 13, 11; die Wache am Tempel. Und sollt auf die Huth des
Herren warten, 3 Mos. 8, 35, d. i. die Wache an der Stiftshütte besorgen. Wo es
denn auch den Ort bezeichnete, wo man auf der Wache stehet; den Posten. Hie
stehe ich auf meiner Huth, Hab. 2, 1. Ich stelle mich auf meine Huth alle
Nacht, Es. 21, 8. Von welchem Gebrauche im Hochdeutschen noch einige figürliche
Arten des Ausdruckes üblich sind. Auf seiner Huth seyn, sich vorsehen, daß man
nicht einen Fehler begehe, oder nicht Schaden leide; eigentlich, auf seinem
Posten seyn. Du hättest besser auf deiner Huth seyn sollen. Auf guter Huth
seyn. Er mag wenigstens auf der Huth seyn, um mir gleich Nachricht zu geben,
wenn sie kommt, Weiße. Stelle dich ein wenig auf die Huth, daß mich niemand
störe, ebend. 2) In engerer Bedeutung, die Hüthung des Viehes. Die Huth
verdingen. Dem Hirten den Lohn für die Huth bezahlen.
Den Hirtentanz vollenden die Hirten auf der Huth, Hag.
2. * Eine hüthende Person; eine im Hochdeutschen veraltete
Bedeutung, in welcher es ehedem häufig in engerer Bedeutung gebraucht wurde,
eine oder mehrere die Wache habende Personen zu bezeichnen, einen Wachposten.
Sie gingen durch die erste und andere Huth, Apostelg. 12, 10. Und stellete die
Huth der Priester und Leviten, Nehem. 13, 30. Die Hinterhuth oder Nachhuth war
ehedem der Nachtrab eines Kriegsheeres, die Arriere-Garde, so wie Vorhuth der
Vortrab, die Avant-Garde. 3. Ein Bezirk, welcher jemandes Huth, d. i. Aufsicht,
anvertrauet ist; eine nur noch in einigen Gegenden übliche Bedeutung. So ist im
Osnabrückischen Hode oder Huth der Be- zirk, über welchen jemand die Huth oder
die Schutzgerechtigkeit zu üben hat. Auch der Wald von St. Sebald bey Nürnberg
ist in sechs Districte eingetheilet, welche Huthen genannt werden. Einer jeden
Huth ist eine Forsthuth zugeeignet, Mansus forestalis oder Praedium, worin der
Förster wohnet. 4. Die Sache, welche jemandes Huth, oder Aufsicht anvertrauet
ist; wo es doch nur in engerer Bedeutung von einer Herde Vieh gebraucht wird,
vornehmlich in Niedersachsen. Krankes Vieh unter die gemeine Huth treiben. Eine
Huth Schafe, Ochsen, Pferde, Gänse u. s. f. 5. Der Ort, wohin das Vieh zur
Weide getrieben wird; die Viehweide, Weide, der Weidgang. Das Rittergut hat
vortreffliche Huthen. Ingleichen das Recht, sein Vieh auf eines andern Boden zu
weiden. Huth und Trifft, im Oberd. Trieb und Trath, wo Trift in engerer
Bedeutung das Recht, es auf den Brachäckern zu weiden, bezeichnet, Huth aber
alle zur Weide bequemen Plätze in sich schließet. Nach dem Frisch ist Huth in
Staphorsts Hamburg. Kirchen-Chron. auch mehrmahls ein Feldmaß, welches ungefähr
eilf Morgen Landes begreift. Allein, da es mir in dieser Bedeutung sonst nicht
vorgekommen ist, so stehet noch dahin, ob für Huut daselbst nicht Hund gelesen
werden müsse, welches, wie schon bey diesem Worte angemerket worden, im
Bremischen ein Feldmaß ist, daselbst aber nur den sechsten Theil eines Morgens
beträget. Es müßte denn zu dem Hollsteinischen Heitschäffel gehören, welches
ein Flächenmaß von 144 bis 240 Quadrat-Ruthen ist.
S. 2. Hund und Heitschäffel. Anm. Bey dem Notker ist
Huote, im Schwabensp. Hute und Hute, und im Engl. Heed, die Wache.
S. das folgende. [
1337-1338]