Hundert
Hundert,
[
1319-1320] eine Grundzahl, welche zehen
Mahl zehen Einheiten ausdrucket, und als ein unabänderliches Beywort
unverändert bleibet, es mag sein Hauptwort bey sich haben, oder nicht. Hundert
Thaler. Hundert Mann. Vor hundert Jahren. Von den hundert Ellen ist nichts mehr
übrig. Da sind sie alle hundert. Es waren ihrer noch nicht hundert. Hundert und
eins, hundert und zwey u. s. f. Zweyhundert, dreyhundert, u. s. f. bey
zehenhundert, (richtiger getheilt zwey hundert, u. s. f.) wofür man lieber
tausend sagt, obgleich eilf hundert, zwölf hundert, dreyzehn hundert, achtzehn
hundert u. s. f. um der Kürze willen oft für tausend und ein hundert, tausend
und zwey hundert u. s. f. üblich sind. Oft stehet es auch als eine runde Zahl,
für sehr oft, oder sehr viel. Ich habe es schon hundert Mahl gesagt. Er hat
wohl hundert Fehler. Im gemeinen Leben gebraucht man hundert häufig für Ein
hundert, welches Ein aber in Geldverschreibungen, Quittungen u. s. f. nicht
weggelassen werden darf. Anm. In dem alten Gedichte auf den heil. Anno
hunterit, im Dän. hundred, im Schwed. hundrade, im Isländ. hundrud, im Engl.
hundred. In ältern Sprachen fehlet die letzte Hälfte dieses Wortes, wie in dem
chunna in dem Salischen Gesetze, dem hund in dem Tatian, dem Goth. hund, hunda,
dem Angels. hund, dem Wallis. cant. und Albanischen kinnt, womit auch das Lat.
centum überein kommt, welches einige von -
hier nichtlateinischer Text,
siehe Image - ableiten, weil man nach jedem Hundert ehedem einen Punct zu
machen pflegte. Im Pohln. heißt hundert sto, und im Wendischen stu. Die letzte
Sylbe ert, welche durch Versetzung aus red, rath, entstanden ist, bedeutet,
nach dem Wachter so viel als eine Zahl, nach Ihre aber richtiger einen Strich,
weil man ehedem vermittelst der Linien zu zählen und zu rechnen pflegte, (
S. Reiten,) daher es auch im Schwedischen den Zehnern
für unser Deutsches zig beygefüget wurde, attraed, achtzig, niraed, neunzig. In
den ältesten Sprachen bedeutet hund nur zehen. Tachund tachund ist bey dem
Ulphilas, und im Angels. hund teontig, zehen Mahl zehen, in der letztern
Sprache hundseofontig, siebzig, welches mit der Griech. Endung -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - , und der Lat. gint, in -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - , triginta u. s. f. überein kommt. In
den ältesten Oberdeutschen Denkmählern findet man daher auch für hundert,
zehenzig, in dem Isidor zehanzo, in dem alten Fragmente auf Carln den Großen
zehenzig. Zuirenzehenzog ist bey dem Willeram, und zuiro zehanzug bey dem
Ottfried zwey hundert, und zenstunt zenzech iaro zehn Mahl zehn hundert, d. i.
tausend, Jahre. Übrigens lässet sich diese Grundzahl mit sehr vielen Beywörtern
zusammen setzen, eine Menge von hundert Einheiten derselben zu bezeichnen; der
hundertäu- gige Argus, hundertblätterig, hundertköpfig, das hundertzüngige
Gerücht, hundertpfündig u. s. f. welche nicht besonders angeführet zu werden
verdienen. [
1321-1322]