3. Der Hund
3. Der Hund,
[
1317-1318] des -es, plur. die -e, Dimin.
das Hündchen, Oberd. Hündlein, Fämin. die Hündinn, plur. die -en, der Nahme
eines bekannten vierfüßigen fleischfressenden Hausthieres mit fünf Zehen und
einem nach der linken Seite umgekrümmten Schwanze. 1. Eigentlich, wo es eine
Menge besonderer Arten dieses Thieres gibt, welche durch allerley
Zusammensetzungen näher bestimmt werden. (
S. Jagdhund, Schooßhund, Haushund, Hofhund, Leithund,
Wasserhund, Spürhund, Dachshund, Hühnerhund, Windhund, Kettenhund, Schäferhund
u. s. f.) Hunde halten. Etwas vor die Hunde werfen. Jemanden mit Hunden
hetzen. Einen Hund abrichten. Jemanden wie einen Hund halten, ihm wie einem
Hunde begegnen, auf das verächtlichste. Der Hund ist wegen seiner Treue und
Geschicklichkeit zur Jagd von einer guten, wegen mancher bösen Eigenschaften
aber auch von einer schlechten Seite bekannt, und zugleich sehr oft ein
Gegenstand der äußersten Verachtung, besonders in den warmen Morgenländern, wo
man die Hunde wegen ihres Geruches nie in den Zimmern und Häusern duldet. Diese
Umstände, und die viele Gemeinschaft, welche die Menschen von den ältesten
Zeiten an mit diesem Thiere gehabt haben, haben zu einer Menge so wohl
figürlicher R. A. als auch Sprichwörter Anlaß gegeben, welche doch insgesammt
in die Sprache des niedrigen Lebens gehören. Er muß es haben, als hätte ihn ein
Hund gebissen, er muß es ungeahndet, ungeklagt hingehen lassen. Du wirst am
Ende noch Hunde führen müssen, in die verächtlichste Armuth gerathen. Da liegt
der Hund begraben, das ist der Grund der Sache, das ist es, worauf es ankommt;
welche R. A. ohne Zweifel von einem einzelnen jetzt unbekannten Falle
herrühret. Der bekannte Pasquillant Lemnius behauptet in seiner seltenen
Monachopornomachia, Luther habe durch eine gewisse sträfliche Handlung dazu
Anlaß gegeben. Viele Hunde sind des Hasen Tod. Es wird ihm bekommen, wie dem
Hunde das Grasfressen, d. i. übel, weil die Hunde, wenn sie zur Verbesserung
des verdorbenen Magens sich ein Erbrechen erregen wollen, Gras zu fressen
pflegen. Der Knüttel liegt bey dem Hunde, die eingeschränkten Umstände erlauben
es nicht. Damit kann man keinen Hund aus dem Ofen locken, vielleicht, hinter
dem Ofen vorlocken, d. i. die Sache hat nicht den geringsten Nutzen. Todte
Hunde beißen nicht. Er ist so bekannt, wie ein bunter Hund. Mit gezwungenen
Hunden ist übel jagen. Komme ich über den Hund, so komme ich auch über den
Schwanz, überwinde ich das größere Hinderniß, so werde ich auch mit dem
kleinern fertig werden. Je fetterer Floh, je magerer Hund, reiche Beamten
machen gemeiniglich arme Bauern. An Riemchen lernen die Hunde Leder kauen, man
gewöhnt sich nur stufenweise an das Laster. Er gehet wie ein begossener Hund,
mit muthloser Scham. Zwey Hunde an Einem Knochen vertragen sich selten; und
andere mehr. 2. Figürlich. 1) Wegen einiger Ähnlichkeit in der Gestalt, ist der
fliegende Hund eine Art großer Fledermäuse, welche in Asien und Amerika
angetroffen werden, und den Menschen in der Nacht das Blut aussaugen;
Vespertilio Vampyrus L. der Hundskopf. Der Seehund ist ein anderes zu den
Fischen gehöriges Thier,
S. dasselbe. 2) Der große Hund, in der Astronomie, ein
aus neunzehen Sternen bestehendes Gestirn unter dem Orion; (
S. Hundsstern,) Der kleine Hund, ein anderes Gestirn,
welches nur aus acht Sternen bestehet; Procyon. 3) Ein niedriges, mit der
tiefsten Verachtung verknüpftes Schimpfwort eines nichtswürdigen, lasterhaften,
verächtlichen Menschen. Haußen sind die Hunde, Offenb. 22, 15. Die Wenden,
Heiden und Türken pflegte man ehedem in der harten und niedrigen Schreibart nur
Hunde zu nennen. So auch in den Zusammensetzungen Bluthund, Lumpenhund u. s. f.
Anm. 1. Schon in den Baierischen Gesetzen Hona und Hunt, bey dem Ottfried,
Notker und im Tatian Hunt, Hund, im Engl. Hound, im Angels. Hunde, im Nieders.
Dän. und Schwed. Hund, im Isländ. Hund und Hun, bey dem Ulphilas Hunds, im
Wallisischen Cwn, im Lat. Canis und im Griech. -
hier nichtlateinischer
Text, siehe Image - . Das letztere stammet, wie Plato ausdrücklich
versichert, von den Barbarn, d. i. Scythen, her, und darf man bey einem so
alten Worte es wagen, seiner Quelle nachzuforschen, so scheinet die
Geschwindigkeit dieses Thieres, und dessen Geschicklichkeit zur Jagd zu dessen
Bedeutung Anlaß gegeben zu haben. Im Angels. ist huntian, und bey den ältern
Oberdeutschen Schriftstellern hunten, jagen, verfolgen, im Engl. to hunt. Das
Wallis. huntian bedeutet herum schweifen, das Wend. honin treiben, hanicz
jagen, Honitwa die Jagd, und Haink, Hainz, einen Jäger, welcher letztere auch
im Angels. Hunta genannt wird. Hund ist auf diese Art eben so viel als der
Nahme Wind, Windspiel, welcher eine besondere flüchtige Art von Hunden
bezeichnet;
S. dasselbe, ingleichen Hunzen 2. Anm. 2. Hund ist eine
allgemeine Benennung, welche alle Arten dieses Thieres, so wie dessen beyde
Geschlechter ausdruckt. Sollen die letztern besonders bezeichnet werden, so
heißt ein solches Thier männlichen Geschlechtes in engerer Bedeutung der Hund,
sonst aber auch die Rätte; das weibliche aber die Hündinn und im gemeinen Leben
die Petze, anderer in den Mundarten üblichen Rahmen zu geschweigen, welche bey
dem Worte Petze angeführet werden; denen man noch das Schlesische Lutsche, im
Oberd. Lusch, das gleichfalls Oberdeutsche Zaupe, das Liefländische Tausch, das
Nieders. Thöle, beyfügen kann, welches letztere mit dem Griech. -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - , femella, überein kommt. Junge Hunde
werden so wohl bey den Jägern, als in Niedersachsen Wölfe, junge Wölfe,
genannt, bey dem Ottfried Vuelfa, im Engl. Whelps, (
S. Wolf,) Übrigens hat man im gemeinen Leben noch mehr
einfache Wörter, so wohl einen Hund überhaupt, als auch besondere Arten
derselben zu bezeichnen. Ein großer starker Hund heißt ein Rüde, und in
Niedersachsen mit Verachtung eine Thöle, ein Bauerhund in Niedersachsen ein
Köter, ein grober großer Hund mit Verachtung ein Räkel, und wenn er ein herab
hangendes Maul hat, im Hannöv. ein Lobbe, an andern Orten ein Muffel, ein Hund
mit herab hangenden Ohren, ein Bracke, ein Mittelhund mit krausen filzigen
Haaren, ein Pudel u. s. f.
S. auch Dogge, Blendling, Windspiel, Stäuber, Mops und so
ferner. [
1319-1320] Anm. 3. Man hat viele mit diesem
Worte zusammen gesetzte Nahmen solcher Pflanzen, welche entweder einen
unangenehmen Geruch haben, weil man so wohl in Niedersächsischen als Wendischen
zu sagen pflegt, es stinkt wie ein Hund; oder doch schlechter, geringer und
verächtlicher sind, als andere ihrer Art. In einigen ist auch eine oder die
andere Ähnlichkeit mit irgend einem Theile eines Hundes der Grund der
Benennung. Viele Zusammensetzungen werden im gemeinen Leben mit dem Plural
Hunde - gemacht, die man in der anständigern Sprechart lieber mit Hunds -
bildet; wie Hundefliege, Hundekopf, Hundekoth u. s. f. wovon man die meisten in
Hunds - zu suchen hat. [
1319-1320]