* Das Heim
* Das Heim,
[
1075-1076] des -es, plur. die -e, oder
die Heime, plur. die -n, ein, wenigstens im Hochdeutschen, völlig veraltetes
Hauptwort, welches nur um der folgenden Wörter willen zu merken ist. Es
bedeutete, 1) einen Zaun, welche Bedeutung Schilter als die erste und
ursprüngliche annimmt, und sich dabey auf den Kilian beruft, der es durch
sepes, sepimentum, septum, und heimen durch sepire, obvallare, erkläret. In
Oberschwaben ist heimen noch jetzt so viel als einzäunen und hägen. Indessen
scheinet es in dieser Bedeutung zunächst zu Hain und mit demselben zu Hag zu
gehören; ob es gleich nicht an Wortforschern fehlet, welche Heim und Hain für
einerley Wort halten, wenigstens beyde aus Einer Quelle herleiten. 2) Ein
umzäunter oder eingehägter Bezirk, ein in seinen Gränzen eingeschlossenes
Gebieth, eine Flur, eine Mark,
S. Heimbuch, Heimbürge, Heimfeld, Heimgereuth, Heimrath.
3) Ein Gezelt, eine Hütte, ein Wohnhaus mit seinem Zubehör; eine im Deutschen
und allen verwandten Sprachen überaus alte Bedeutung. Schon im Salischen
Gesetze kommt Cham in verschiedenen Zusammensetzungen, die ich im folgenden
anführen werde, vor. Das Angels. Ham, das Nieders. Heime, das Schwed. Heim, das
Engl. Home, und andere mehr haben eben diese Bedeutung. Frisch führet aus dem
Tschudi die R. A. an, um Haus und Heim kommen, wofür man jetzt sagt, um Haus
und Hof kommen. In vielen eigenthümlichen Nahmen der Örter kommt diese und die
folgende Bedeutung noch jetzt vor. Das gräfliche Öttingische Bergschloß und
heutige Oberamt Hohenhaus, wird in den mittlern Zeiten häufig Hürnheim, und in
Lateinischen Urkunden Alta domus, Altum castrum genannt, hundert anderer
Beyspiele zu geschweigen. In engerm Verstande bedeutet es ein eigenes Wohnhaus,
in welcher Bedeutung auch Haus in den R. A. gebraucht wird, um Haus und Hof
kommen, von Hause kommen, nach Hause gehen u. s. f. welche sich vorzüglich in
dem folgenden Nebenworte erhalten hat. 4) Eine Sammlung mehrerer Häuser, ein
Dorf, ein Flecken. Bey dem Ulphilas sind Bourgs und Haimos Städte und Flecken,
im Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - . Bey dem
Hesychius sind -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image -
Fischerwohnungen. Auch das Franz. Hameau, mittlere Lat. Hama und im Diminut.
Hamelus, Hamelettum, und das Lettische Kaimo, Kiemas, ein Dorf, gehören
hierher, anderer zu geschweigen. 5) In engerer Bedeutung, der Ort, wo jemand zu
Hause ist, woher er gebürtig ist, und in weiterer Bedeutung, ein solches Land,
das Vaterland; eine gleichfalls sehr alte Bedeutung, in welches dieses Wort in
dem Salischen Gesetze Cham, bey dem Ottfried Heime, Heiminge. im Nieders.
Heime, bey den Schwäbischen Dichtern das Heim, lautet. In dem folgenden
Nebenworte und in Heimath hat sich auch diese Bedeutung erhalten. In noch
weiterm Verstande bezeichnete es im Schwedischen auch die Welt, und Heims
Kringla den Weltkreis, das gemeinschaftliche Vaterland aller Menschen. Anm. Das
Wort ist zu alt, als daß man dessen Abstammung mit überwiegender
Wahrscheinlichkeit sollte bestimmen können. Die beste Ableitung ist noch die,
die es von dem alten hemen, hemmen, bedecken, abstammen lässet,
S. Hemd und Himmel, welche aus eben dieser Quelle
herfließen; obgleich Ihre es umkehret, und hemmen, bedecken, von Hem und Heim
ableitet. [
1075-1076]