Der Hanf
Der Hanf,
[
961-962] des -es, plur. inus. eine
Pflanze; aus welcher man so wie aus dem Flasche Fäden bereitet, welche zu
Seilen, Lein- wand u. s. f. verarbeitet werden, nur daß sie größer sind, als
von dem Flasche. Cannabis L. Die zubereiteten, aber noch nicht gesponnenen
Fäden werden so wieder Same, gleichfalls nur Hanf genannt. Es gibt von dieser
Pflanze zweyerley Geschlechter, welcher unter einander gebauet werden müssen,
wenn sich die Pflanze vermehren soll. Der männliche Hanf ist schwacher, trägt
gelbe Blumen aber keinen Samen, sondern einen zarten Staub, welcher zur
Befruchtung des weiblichen Hanfes nothwendig ist. Dieser ist stärker, bringt
keine Blumen, wohl aber den Samen, welcher gleichfalls Hanf genannt wird. Im
gemeinen Leben, wo man die Geschlechter nach der Stärke der Pflanze bestimmt,
kehret man es um, und nennet den kleinen Hanf den weiblichen, in manchen
Gegenden die Hänfinn, in andern Fimmel, Femmel, vom Lat. Faemella, Engl. Female
Hemp, im Österr. Bästling; den größern, eigentlich weiblichen aber, den
männlichen, oder Hanf in engerer Bedeutung, Engl. Carle-Hemp. Im Nieders. wird
der kleinere Hanf, der kleinen Samen träget, Geljehemp, gelte Hanf, d. i.
unfruchtbarer, der andere aber Saathanf genannt. In der Mark Brandenburg
hingegen heißt der erstere der Hanfhahn oder nur der Hahn, und der letztere die
Hanfhenne oder nur schlechthin die Henne. Anm. Hanf, Nieders. Hemp und Hennep,
Holländ. Hamp, Hennep, Dän. Hamp, Schwed. Hampa, Engl. Hemp, Franz. Chanvre, im
mittlern Lat. Chamoerum, Canvum, Ital. Cannapa, stammet von dem Griech. und Lat
Cannabis her, welcher Nahme vermuthlich mit der Pflanze zugleich aus Ostindien,
wo sie einheimisch ist, gebracht worden. Im Persischen wird der Hanf noch jetzt
Cannab genannt.
S. Cannevaß. Die hänfene Leinwand muß bey uns nicht alt
seyn; indem König Carls VII in Frankreich Gemahlinn um die Mitte des 15ten
Jahrh. nur noch zwey hänfene Hemden hatte. [
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