+ Griesgrammen
+ Griesgrammen,
[
799-800] verb. reg. neutr. welches das
Hülfswort haben erfordert, aber im Hochdeutschen längst veraltet ist, vor Grimm
mit den Zähnen knirschen, oder seinen Zorn und Unwillen durch Murren oder
Verzerrung der Gesichtszüge an den Tag legen. In den alten Bibeln des 15ten
Jahrh. stehet Ps. 2, 1: für, warum toben die Heiden, warumb grisgrameten die
Heiden? und Matth. 8, 12: für, da wird seyn Heulen und Zähneklappen, da wird
seyn Heulen und Grisgrammen. Im Angels. gristbitian. In gelinderer Bedeutung
für murren, kommt griscramen bey dem Notker und andern mehrmahls vor. Dahin
auch die bekannte Stelle aus der alten Söster Gerichtsform gehöret: Der Richter
soll sitzen auf dem Richterstole als ein grissgrimmender löwe, und soll den
rechteren fuess schlahen über den linkern u. s. f. Im Ober- und Niederdeutschen
bedeutet griesgrammen noch jetzt mürrisch, verdrießlich, grämlich aussehen,
wofür in Baiern auch griesgrauern üblich ist. Eben daselbst saget man auch von
einer großen Kälte, es griesgrammet, wenn sie einen Schauer und Verzerrung der
Gesichtszüge verursachet. Die letzte Hälfte dieses Wortes gehöret zu Grimm,
welches ursprünglich eine Verzerrung der Gesichtszüge bedeutet, die erste aber
zu Graus, so fern es einen mit Schauer verbundenen hohen Grad des Unwillens,
Schreckens, Abscheues u. s. f. bezeichnet.
S. Grimm. [
799-800]