2. Die Gicht
2. Die Gicht,
[
679-680] plur. die -en, ein in dem
Hüttenbaue, vornehmlich bey den hohen Öfen gangbares Wort. 1) Der ebene Gang
auf den hohen Öfen, auf welchem man herum gehen kann, und von welchem die
Kohlen und der Eisenstein in den Ofen geschüttet werden. Er wird auch der
Gichtboden, ingleichen der Geyer genannt.
S. 1 Geyer. 2) Das jedesmahlige Aufgehen frischer Kohlen
und Eisensteins, eine Schicht; ingleichen, so viel Kohlen und Eisenstein, als
in einem hohen Ofen auf Ein Mahl aufgegeben oder aufgelaufen, d. i. hinein
gestürzet werden, welches nach der Größe des Ofens verschieden ist. Der hohe
Ofen zu Burg in Vogtlande wird in zehen Gichten eingetheilet. Wenn eine Gicht
niedergebrannt ist, wird eine neue Gicht Kohlen und Eisenstein nachgeschüttet,
und nach sieben, acht bis neun Gichten wird Ein Mahl abgestochen, und das
geschmolzene Eisen, welches sich gesammelt hat, heraus gelassen. Anm. Frisch
glaubt, daß dieses Wort aus Gift verderbet worden, und eigentlich so viel
bedeutete, als auf Ein Mahl aufgegeben wird. Allein um der ersten Bedeutung
willen ist es füglicher zu gehen zu rechnen, zumahl da für aufgeben auch
auflaufen üblich ist, und der Gichtboden an einigen Orten auch der Laufboden,
die Gichtbrücke aber die Laufbrücke genannt wird. Gicht bedeutet daher so viel
als ein Gang, welches Wort in ähnlichen Fällen gebraucht wird. Kirchengicht
sagt man an einigen Oberdeutschen Orten für Kirchgang, und bey dem Wehner kommt
die Sonnenwende unter dem Nahmen der Sonnengicht vor. Auf ähnliche Art kommt
von sehen Sicht, von geschehen Geschicht, von ziehen Zucht, von fliehen Flucht
u. s. f. her.
S. das folgende, ingleichen das Wort Schicht, welches
durch Vorsetzung des Zischlautes aus Gicht entstanden zu seyn scheinet,