Das Gehör
Das Gehör,
[
499-500] des -es, plur. die -e, von dem
Zeitworte hören, den Schall empfinden. 1. Das Vermögen, die Fähigkeit, zu
hören, oder den Schall zu empfinden; ohne Plural. Ein gutes, ein scharfes, ein
leises Gehör haben. Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo bliebe das Gehör? Um sein
Gehör kommen, das Gehör verlieren. Die Länge und Kürze der Sylben fällt sehr
deutlich in das Gehör, wird sehr deutlich empfunden, wo es aber auch die
folgende dritte Bedeutung leidet. In engerem Verstande zuweilen auch ein gutes,
richtiges Gehör. Wer Stimme und Gehör hat, hat Anlage zum Singen. 2. Der
Zustand, da man etwas höret oder anhöret; auch ohne Plural. 1) Eigentlich, doch
nur in einigen Fällen. Etwas aus dem Gehöre haben, es gehöret haben, von
Hörensagen haben. Das Gehör des göttlichen Wortes, der Predigt, die Anhörung.
2) In weiterer und figürlicher Bedeutung. (a) Einem Gehör geben, ihn anhören.
Den Verleumdern kein Gehör geben. Einem das Gehör versagen, ihn nicht anhören
wollen. Ich kann kein Gehör bey ihm finden. Der Gesandte wurde zum Gehör
gelassen, bekam Gehör, erlangte Gehör, d. i. Audienz. (b) Die Befolgung des
Gehörten, die Bestimmung seines Verhaltens nach demselben. Einer Bitte Gehör
geben, sie erfüllen. Gib der ver- einigten Stimme der Pflicht und Freundschaft
Gehör. 3. Das Werkzeug des Gehöres, die Ohren, in welchem Verstande die Jäger
die Ohren der Sauen das Gehör zu nennen pflegen. Anm. Bey dem Kero und Notker
kehoreta, auch noch jetzt in einigen Oberdeutschen Gegenden Gehörde. Die Sidel
des gehördes ist gegen dem hindern teyl des Hauptes, Buch der Natur 1483. Im
Tatian kommt mit einer andern Ableitungssylbe dafür Gihorness, im Isidor aber
Chihlose vor, von losen, hören. [
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